Der Name klingt wie ausgedacht, doch Niki de Saint Phalle (1930–2002)
entstammt wirklich einem der ältesten französischen Adelsgeschlechter,
das im Namen die Heiligkeit des Phallus feiert. Und so steht auch ihr
ganzes künstlerisches Werk, dem sich die neuste Folge des Podcasts
"Augen zu" widmet, im Zeichen des Dramas und des Lustspiels zwischen
Mann und Frau.
Zunächst flüchtete die 1930 geborene Tochter aus gutem Hause in eine Ehe
und bekam zwei Kinder. Doch dann floh sie nach einem Nervenzusammenbruch
auch aus dieser scheinbaren Familienidylle, ließ die Kinder zurück – und
wurde Künstlerin. Sie machte öffentlich, dass sie in ihrer Jugend von
ihrem Vater missbraucht worden war – und versuchte sich von diesem
Trauma mit einer spektakulären Kunstaktion in Paris zu befreien: Sie
nahm ein Gewehr und schoss auf Leinwände, in denen Farbbeutel versteckt
waren. Diese "Schießbilder" aus den Sechzigerjahren sind nicht nur
herausragende Dokumente einer Selbstbefreiung, sondern auch die
Gründungsakte einer neuen feministischen Performancekunst.
Gerade Niki de Saint Phalles tiefe seelische Verletzungen und ihre
wütenden, radikalen Reaktionen darauf sind zentral, um die "Nanas"
besser einordnen zu können, jene scheinbar unbekümmerten, rundlichen
Frauenfiguren, mit denen sie später weltberühmt werden sollte. Die "body
positivity", die sie ausstrahlen, ist die Folge einer langen
Selbsttherapie in Form von Kunst.
Florian Illies und Giovanni di Lorenzo besprechen in der neuesten Folge
von "Augen zu", dem Podcast von ZEIT und ZEIT ONLINE, das Leben und das
Werk dieser außergewöhnlichen Künstlerin. Giovanni di Lorenzo erzählt
dabei, dass er zweimal an wichtigen Orten seines Lebens in direktem
Kontakt zu bedeutenden Werken von Niki de Saint Phalle kam: einmal in
Hannover, wohin sie große Skulpturen stiftete. Und außerdem in Capalbio
in der südlichen Toskana, wo sie in jahrzehntelanger Arbeit einen
riesigen Skulpturengarten mit ihren Nanas bevölkerte.
Lob, Kritik, Anmerkungen? Schreiben Sie uns gern an augenzu@zeit.de.
Niki-de-Saint-Phalle-Retrospektive im Kunsthaus Zürich
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