"Was für ein grauenvoller Ort die Erde ist! Was für ein Wunder das Leben! Zwischen diesen beiden Feststellungen schlüpft der Mensch hindurch. Sein Traum ist paradiesisch, aber seine Perversität treibt ihn dazu, diesen in einen Alptraum zu verwandeln. Gott ist die einzige Zuflucht. Was für ein Gott? 'Gott gibt es nicht', sagte Meister Eckart, Gott, so wie die Menschen ihn sich vorstellen. Aber Gott, so wie wir ihn uns im Grunde unseres Herzens wünschen“.
Das ist ein Zitat von Julien Green, zitiert von Navid Kermani in seinem neuen Roman: "Das Alphabet bis S". Wie beklemmend aktuell dieses Zitat, wenn man auf die jetzige Weltlage schaut? Navid Kermani hat als Kriegsreporter den Schrecken erlebt und erzählt, im DOMRADIO.DE Interview, wie es möglich ist, in all dem Grauen ein Leben zu finden.
"Der Mensch hat die Fähigkeit, seine eigene Gegenwart zu transzendieren", sagt er, "aber auch die Fähigkeit, die Gegenwart immer wieder in diesen Dreck zu stoßen. In dieser Dialektik eben wir". Sein Buch "Das Alphabet bis S" ist kein religiöses Buch, aber ein Buch, in dem das Religiöse eine wichtige Rolle spielt. Ein Buch – wie eine Suchbewegung, nach Trost, nach Sinn, nach Erlösung.
Navid Kermani / Das Alphabet bis S / Hanser Verlag / 590 Seiten / 32 Euro
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/das-alphabet-bis-s/978-3-446-27745-8/