Auf dem Literaturstammtisch liegen heute Bücher, die sich mit existentiellen Fragen befassen: Wie reagiert man auf eine schlechte Diagnose? Welche Auswirkungen hat Rassismus auf die Psyche? Die beiden Autoren Bernhard Schlink und René Maran suchen Antworten.
Martin, 76, erfährt, dass er nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Diagnose: Bauchspeichelkrebs. Was kann er in dieser Zeit noch tun? Was kann er seinem sechs Jahre alten Sohn hinterlassen? Erinnerungen, Werte, Lebenseinsichten? Martin wird aktiv. Er lässt sich nicht vom bevorstehenden Tod unterkriegen und entdeckt, dass auch das späte Leben für ihn wunderbare Momente bereithält.
«Das späte Leben» von Bernhard Schlink sei eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Leben und Tod, findet Annette König.
Der 1960 in Paris verstorbene französische Autor René Maran ist bei uns weitgehend vergessen. Und dies, obwohl er der erste Schwarze war, der in den Zwanzigerjahren den höchsten Literaturpreis Frankreichs erhielt, den Prix Goncourt. Jetzt ist zum ersten Mal Marans Roman «Ein Mensch wie jeder andere» auf Deutsch erschienen. Das Buch vereine sprachliche Schönheit mit thematischer Relevanz: Es zeige die Auswirkungen des Rassismus bis in die Psyche, sagt Felix Münger.
Im Kurztipp empfiehlt Britta Spichiger den Kurzkrimi «Der Schwimmer» des irischen Autors Graham Norton: Die 72-jährige Helen Beamish beobachtet von ihrem Meeresgarten an der irischen Küste aus einen Schwimmer, der nicht zurückkehrt. Sie stellt Nachforschungen an – und alles stellt sich als ganz anders heraus, als es scheint. Ein klassischer, gut geschriebener Krimi, der liebevoll auch von allzu Menschlichem erzählt.
Buchhinweise:
* Bernhard Schlink. Das späte Leben. 240 Seiten, Diogenes, 2023.
* René Maran. Ein Mensch wie jeder andere. Aus dem Französischen von Claudia Marquardt, 208 Seiten. Elster & Salis, 2023.
* Graham Norton. Der Schwimmer. Ais dem Englischen von Silke Jellinghaus. 112 Seiten. Kindler, 2023.