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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 11.06.2022
    Bestimmt die Körpergröße die Krankheiten?
    Es gibt eine neue Studie aus den USA, die behauptet, bestimmte Krankheiten der jeweiligen Körpergröße zuordnen zu können. Ist das vorstellbar? Ach, vorstellen kann man sich viel. Bei dieser Art von Studien ist immer die interessante Frage: Kausalität oder Koinzidenz? Gibt es einen ursächlichen Zusammenhang oder nur ein Zusammentreffen von Umständen? Wenn Sachen nacheinander passieren, dann schlussfolgert das menschliche Denken in der Regel, dass es wegeneinander passiert, aber das ist natürlich nicht immer der Fall. Schaut man sich die Entwicklung der Sitzabstände in öffentlichen Verkehrsmitteln in Deutschland an, könnte man meinen, dass die Menschen immer kleiner geworden sind, obwohl es doch ganz genau umgedreht ist. Die Leute werden größer? Ja, aber weniger aus genetischen Gründen, sondern wegen der Ernährung und anderen Lebensumständen. Zum Beispiel in China: Dort werden jetzt viel mehr Milchprodukte konsumiert, was anscheinend Gene aktiviert, die das Wachstum steuern. Man wird größer, bekommt aber auch leichter Krebs. Und schon früher hatte man in den USA beobachtet, dass die dort aufgewachsenen Kinder der Einwanderer meist deutlich größer wurden als ihre Eltern. Und auch da war wohl der entscheidende Unterschied die Ernährung. Und Herzinfarkt, ist das denn genetisch? Teils, teils. Du hast ja immer die berühmten Beispiele, wo der Typ eben seit 70 Jahren raucht und trotzdem kerngesund ist. Genetisch dürfte bei solchen Leuten wahrscheinlich wirklich etwas anders sein. Aber bei den meisten Menschen klappt das nicht. Laut der Studie sind Menschen, die nicht so groß sind, eher herzinfarktgefährdet. Allgemein ist das Problem, dass sich die Menschen zu wenig bewegen. Und die kleineren haben offenbar genetisch bedingt eine bessere Futterverwertung. Sie verbrennen relativ zur Größe weniger Kalorien. Es sind ja nicht viele Leute, die über 1,90 Meter sind, so dick geworden wie Helmut Kohl. Du hast auf jeden Fall eine andere Figur als er. Ich habe etwa dieselbe Größe wie er, bin aber doch von deutlich schmächtigerer Gestalt. Bestimmte Sachen hängen aber schon mit der Körpergröße zusammen. Angeblich Krampfadern. Die bekommen eher die Größeren. Also meine Oma hatte welche, und die ging bei mir unter dem ausgestreckten Arm durch. Fakt ist aber: Wenn du größer bist, hast du längere Beine. Und wenn die Leitungen länger sind, dann gibt’s natürlich auch leichter irgendwelche Leitungsschäden. Und das scheint, so die Autoren der erwähnten Studie, auch bei den Nerven in den Beinen der Fall zu sein. Was man sagen kann: Es wird zu viel gesessen, und da fangen die Probleme an. Sitzen ist eigentlich von der Natur nicht vorgesehen. Stehen ist auch nicht unbedingt gesund. Rumlaufen ist auf jeden Fall gesünder, und es ist angeblich auch gut für den Einfallsreichtum. Der olle Nietzsche jedenfalls meinte mal, man solle keinem Gedanken trauen, der im Sessel erdacht ist.
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  • Folge vom 07.05.2022
    Warum essen wir so viele Chips?
    In den Supermarkt-Regalen gibt es immer mehr Kesselchips. Sie scheinen mir knuspriger zu sein als die anderen Chips. Was ist der Trick? Ich glaube nicht, dass sie knuspriger sind. Aber sie sind in der Regel etwas dicker, manchmal enthalten sie auch noch die Schale, sodass man wirklich überzeugt sein darf, dass es sich um geschnittene Kartoffeln handelt. Und glaubst du das auch? Davon gehe ich inzwischen aus. Ich war ja lange der Meinung, dass ein Großteil der bekannten Chips-Sorten aus obskuren Ersatzsachen besteht. Wie bei den sogenannten Stapelchips, wo die Kartoffeln alle durchgematscht werden und dann der Kartoffelbrei in Scheibchen aus dem Extruder kommt, bevor die frittiert werden. Na ja, wenn man so im Kleingedruckten von diesen Sachen liest, dann frage ich mich: Wozu braucht ein Chip Hefeextrakt? Und was ist deine Vermutung? Das ist einfach nur ein netteres Wort für Geschmacksverstärker. Und da ja ein Großteil der Chips-Varianten mit allen möglichen Gewürzmischungen zum Teil recht exotischer Art gemacht wird … zum Beispiel Hühnchen-Thymian. Hühnchen-Thymian? Aha. Keine Ahnung, was das soll. Ich frage mich auch, wie Hühnchen-Aroma hergestellt wird. Insofern hatte ich eigentlich immer den Eindruck, dass Chips ziemlich synthetisch sind. Das ist einer der Gründe, warum ich relativ frühzeitig auf … … warum du Biochips umgestellt hast? Ja, genau. Aber die Biochips schmecken tatsächlich nach Kartoffeln. Ich bin auch kein Anhänger dieser Gewürz-Chips. Schon die Paprika-Dinger, die schmecken ja nach allem Möglichem, nur nicht unbedingt nach Paprika. Welche isst du dann? Nur die mit Salz, weiter nix. Glaubst du, dass die Kesselchips tatsächlich aus dem Kessel kommen? In vielen Fällen schon. Zumindest bei der einen Bio-Variante, die ich als Erstes wahrgenommen habe. Denn die gaben sogar an, wer gerade den Kessel bedient hat. Wie? Der Name oder was? Ja, das stand auf der Tüte. Da stand, das war von Sowieso gekocht. »Gekocht« ist in dem Falle allerdings ein recht eigentümliches Wort. Zwar handelt es sich um einen Kessel, in dem man ja durchaus kochen könnte. Aber wenn die Chips in 150 Grad heißem Fett schwimmen – kochen würde ich das nicht mehr nennen. Weißt du, warum man einen Chip isst und dann die halbe Packung essen muss? Als würde der eine die anderen in den Mund befehlen. Also, ich denke mal, dafür bräuchtest du noch nicht mal die Geschmacksverstärker, das tut in der Regel schon das Salz. Es gibt auch die Hypothese, es läge am Verhältnis von Fett und Kohlehydraten. Für meinen Geschmack ist »Salt & Vinegar« sowieso am besten. Das ist eine der furchtbaren Geschmacksrichtungen, wo ich ganz gewiss sofort würgen würde.
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  • Folge vom 30.04.2022
    Achtung, Sonnenwinde
    In Darmstadt wurde ein »Zentrum für Weltraumsicherheit« eingeweiht. Es soll insbesondere Sonnenwinde abwehren. Von denen habe ich noch nie etwas gehört, aber du doch bestimmt, oder? Also, abgewehrt, das wäre wahrscheinlich ein bisschen viel verlangt. Dazu bräuchte man schon die Technologie aus »Star Trek«. Daraus wird wohl in diesem Leben nichts mehr. Und was sind Sonnenwinde? Ein freundliches Wort für ein unfreundliches Phänomen. Es geht dabei nicht um Wind, denn im Weltall gibt es keine Luft für Wind. Stattdessen geht es um Strahlung, um elektromagnetische Wellen, die bei Explosionen von Gasen in der Atmosphäre der Sonne entstehen, die komischerweise viel heißer ist als die Sonne selbst. Bei solchen Ausbrüchen, auch Flairs genannt, fliegen hochenergetische Teilchen bis zur Erde und noch weiter und beeinflussen das Erdmagnetfeld. Dabei kommt es zu elektrischer Induktion auch auf der Erde. Die kann durchaus auch Stromleitungen lahmlegen. Kann man die Flairs sehen? Ja, bei einer Sonnenfinsternis, dann sieht man am Rand des Mondschattens so helle Fahnen, die da rausragen, als Lichtblitze. Das sind solche Ausbrüche. Der erste wurde 1859 von einem englischen Astronomen namens Carrington mit dem Teleskop beobachtet, angeblich einer der zehn intensivsten je gemessenen. Die Häufigkeit solcher Ausbrüche ändert sich. Bekannt ist der Elf-Jahres-Zyklus der Sonnenaktivität. Warum ist die Atmosphäre der Sonne heißer als die Sonne selbst? Das versuchen die Astrophysiker noch herauszubekommen. Aber vermutlich würden sich aus der Antwort auf diese Frage gleich wieder neue Fragen ergeben. Meistens führen ja beantwortete Fragen in der Wissenschaft nur dazu, dass man neue Fragen hat. Die Gefahr von Stromausfall besteht tatsächlich? Bei uns weniger. Eher in polnahen Gebieten wie Kanada. Aber dazu kommt, dass der Sonnenwind - das erklärt dann auch den Begriff Wind - das Erdmagnetfeld ein bisschen eindellt. Es rückt näher an die Erde ran und damit laufen auch diese hochenergetischen Teilchenströme näher an der Erde. Das kann die Elektronik von Satelliten beschädigen. Und darüber wacht so ein Zentrum für Weltraumsicherheit? Das kümmert sich auch noch um andere bedrohliche Sachen, nämlich unseren eigenen Dreck, den wir da oben angesammelt haben durch Trümmer von Satelliten und ähnlichem Kram. Davon müsste mittelfristig mal etwas einsammelt werden. Das kostet halt viel Geld. Und deshalb will irgendwie keiner so recht. Man bräuchte einen Weltraum-Subbotnik? Das wäre nicht schlecht. Aber dazu müsste sich eine größere Zahl von Beteiligten zusammengefunden haben. Momentan sieht es ja mit dem Zusammenfinden im Weltraum eher mies aus.
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  • Folge vom 23.04.2022
    Schäumt die Milch im Herbst besser als im Frühjahr?
    Ich kaufe Ökomilch aus der Region. Aber die schäumt so schlecht für den Kaffee. Was hast du denn da für eine Milch, um Himmelswillen? So eine mit 3,8 Prozent Fett, die auch noch Schlieren obendrauf hat. Das ist interessant. An sich hängt die Fähigkeit, das Zeug aufzuschäumen, hauptsächlich vom Eiweißanteil ab. Nun kann es sein, dass in der Biomilch weniger Eiweiß ist, weil die Kühe weniger Kraftfutter bekommen, zumal im Winterhalbjahr. Das heißt, die Milch schäumt im Herbst besser als im Frühjahr? Gute Frage. Bei den Tieren, die auf der Weide gehalten werden, wird der Eiweißgehalt sicherlich schwanken, je nachdem, ob sie Sachen mit höherem Eiweißanteil fressen, also Samen zum Beispiel. Aber ob sich das in den Jahreszeiten niederschlägt, ist fraglich. Ich hatte bisher den Eindruck, dass die billigste H-Milch mit 1,5 Prozent Fett am besten schäumt. Ist das Fett vielleicht kontraproduktiv beim Schäumen? Wenn nicht genug Eiweiß drin ist, ist viel Fett wahrscheinlich nicht so optimal. Mein Sohn, der ist großer Anhänger von Latte macchiato, schwört auch auf H-Milch. Was wahrscheinlich tatsächlich daran liegt, dass der Eiweißanteil darin stabiler ist. Aber dass man Schlagsahne gut schäumen kann, liegt doch vor allem am Fett, nicht am Eiweiß, oder? Da muss auch Eiweiß drin sein. Wenn es das Fett alleine wäre, würden wir wahrscheinlich immer nur Butter daraus kriegen. Und im Sahnefestiger ist dann wahrscheinlich vor allem Eiweiß? Nö, das ist Stärke. Sahnesteif machst du ja deswegen rein, damit die aufgeschäumte Sahne in diesem Zustand verbleibt. Deswegen keine Sahnetorte ohne Sahnesteif. Der Schaum an sich, das ist eigentlich nur Luft, die eingeschlossen wird ... ... in kleine Bläschen aus Eiweiß und Fett, ja. Milch ist eigentlich höchst eigentümlich. Sie ist zwar eine Flüssigkeit, aber keine Lösung von irgendwas, so wie Kaffee eine Lösung von Koffein und Gerbstoffen ist. Milch ist eine Fett-Wasser-Emulsion, weswegen man das Wort im Deutschen auch in ganz anderen Zusammenhängen verwendet. Ich kann mich erinnern, bei dem zu DDR-Zeiten existierendem Unterrichtstag in der Produktion, wenn man irgendwo in einer Fabrik war, wo gebohrt wurde, da gab es eine Kühlflüssigkeit, und die wurde »Bohrmilch« genannt. Weil, da ist Öl mit Wasser emulgiert gewesen, also ähnlich wie bei Milch. Du als Teetrinker hast diese Schaumprobleme gar nicht. Ich beneide dich. Ich nicht, nee. Meine Frau, die nimmt manchmal Milch rein. Aber auf Tee schäumt ja kein Mensch. Warum eigentlich? Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil die Engländer auf die Idee nie gekommen sind.
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