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Dr. Schmidt erklärt die Welt

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf dasnd.de/schmidt

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Folgen von Dr. Schmidt erklärt die Welt

111 Folgen
  • Folge vom 09.05.2020
    Wie stark ist Pippi Langstrumpf?
    Pippi Langstrumpf wird diesen Monat 75 Jahre alt. Sie ist das stärkste Mädchen der Welt, sie hebt sogar ihr Pferd hoch. Ist das realistisch? Natürlich nicht. Das schafft auch keiner der Kraftprotze, die bei Guinness ins »Buch der Rekorde« gelangt sind. Du kannst höchstens mit dem Pferd ein Wettrennen machen. Jesse Owens, der Sprintsieger dieser hässlichen Naziolympiade ‘36, hat später einen Teil seiner Brötchen damit verdient. Und in Wales gibt es einen 35-Kilometer-Lauf, berittenes Pferd gegen laufenden Menschen, den haben immerhin schon zweimal die Läufer gewonnen. Anderseits besiegt Pippi auf einem Rummelplatz auch den »stärksten Mann der Welt«. Einer von diesen Typen, die sonst auch Lkws durch die Gegend ziehen, um anzugeben. Da gibt es zum Beispiel einen Österreicher, der sich den Spaß gemacht hat, wobei ich jetzt nicht weiß, was das für ein Spaß sein soll, eines der größten transportablen Riesenräder im Handbetrieb zu drehen. Derselbe Typ hat auch schon mal eine Boeing 777 gezogen. Es gibt also Superkräfte auch für ganz normale Menschen. Nun ja, wie normal ist so was? Sicher, es sind keine Außerirdischen und keine Robocobs, die die Tour de France gewinnen oder die 100 Meter deutlich unter neun Sekunden laufen. Aber es gibt natürlich Doping. Pillen alleine machen zwar kein Muskelwachstum. Da muss schon eine Menge dran gearbeitet werden. Muskeln, die du nicht benutzt, schwinden recht schnell, wie wir Büromenschen wissen. Aber selbst solche Weltrekorde werden gebrochen. Interessanter sind die, die Bestand haben, zum Beispiel im Weit- und Hochsprung über Jahrzehnte. Ob diese Sportler einfach besonders raffinierte Tricks kannten, auf die andere nicht mehr gekommen sind, das bleibt offen. Pippi Langstrumpf wirkt ziemlich ungedopt und antiautoritär. Das kam den DDR-Oberen vermutlich komisch vor? Erst 1975 kam das erste Pippi-Buch raus. Ihr Antiautoritarismus hat aber auch die Franzosen verwirrt. Auch wenn die ihr Land für die älteste Demokratie halten, ist es immer noch ein verdammter Obrigkeitsstaat. In den französischen Ausgaben wurde Pippi zensiert, gekürzt und umgeschrieben. Sie musste sich darin für ihre Streiche immer entschuldigen. So lange, bis Astrid Lindgren diese Fake-Bücher verboten hat. Dabei ist Pippi Langstrumpf selbst ja ziemlich schlecht im Lesen und Rechnen. Ja, also das Antiautoritäre hat da wahrscheinlich seine Nebenwirkungen. Pippi verheddert sich schon beim Wort Multiplikation. In der Schule kann sie keinen tieferen Sinn erkennen. Also ich fürchte, Pippi Langstrumpf würde heute auch keine Maske tragen.
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  • Folge vom 28.03.2020
    »Der neue Impfstoff kommt nicht so bald«
    Wegen der Coronakrise arbeitet halb Deutschland im Homeoffice, die andere Hälfte guckt Filme im Internet. Ist Deutschland dafür technologisch ausgerüstet? Zumindest behaupten die großen Internetprovider das. Die sagen, sie hätten über 30 Prozent Reserve. Ob das auch auf den letzten Metern der Leitung zu den Nutzern stimmt, ist eine andere Frage. Oder fern von den Ballungsgebieten. Kann so eine Krise einen Innovationsschub auslösen, etwa für die Infrastruktur? Wenn der Staat das der Privatwirtschaft überlässt, tut die nur dort etwas, wo es sich lohnt. Die öffentliche Hand müsste sich also öffnen, und es müsste viel Geld drinliegen. Immerhin wurden Teile unserer Infrastruktur - Telefonnetz, Stromnetz - mal vom Staat aufgebaut und erst im Zuge des neoliberalen Aberglaubens privatisiert. Das Ergebnis: Telefonieren wurde billiger, aber der Service deutlich schlechter. Weltweit wird an einem Impfstoff gegen das neue Virus geforscht. Das Hauptproblem? Erstmal muss man sich das Virus so genau angucken, dass man Stellen findet, die über mehrere Virusgenerationen konstant bleiben oder vielleicht sogar innerhalb der ganzen Virusfamilie relativ konstant sind. Wie lange dauert so eine Generation? Coronaviren sind zwar nicht so extrem veränderlich wie Grippeviren, aber sie mutieren doch. Da ist es eine unglaubliche Leistung, dass die Chinesen schon die Gensequenz der Viren veröffentlichen konnten und man inzwischen eigentlich relativ sicher ist, welche Stellen des Virus sich für einen Impfstoff eignen könnten. Aber dann muss man den Impfstoff entwickeln, ein Produktionsverfahren entwickeln und den Impfstoff testen. Was ist wahrscheinlicher - dass zuerst ein neuer Impfstoff da ist oder sich ein existierendes Medikament als geeignet erweist? Das sind zwei Paar Schuhe. Die Impfung schützt vor einer Infektion. Ein Medikament würde dagegen bereits Erkrankten helfen. Beides ist nötig, aber so bald nicht zu haben. Die Politik hört im Moment erstaunlich genau darauf, was die Wissenschaftler sagen. Kann das Langzeitwirkungen haben für die Art des Politikmachens? Schön wäre das, aber da bin ich sehr im Zweifel. Nach meiner Beobachtung ist das Lernen aus solchen Erfahrungen eher eine kurzlebige Angelegenheit. Sind die Menschen überhaupt lernfähig? Als Individuen ganz offenkundig. Der Mensch als Gattung - tja, da hat man manchmal das Gefühl, dass wir aus der Geschichte nicht viel lernen. Allein wenn man sich anschaut, wie viel rechter, autoritärer Schmutz auch jetzt wieder hochgespült wird. Aber vielleicht ist diese Meinung auch nur der Kulturpessimismus der Alten.
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  • Folge vom 19.03.2020
    Was bringt Quarantäne?
    In den Europa verhängt ein Staat nach dem anderen Ausgangssperre wegen Corona. Bringt das überhaupt etwas? Ja, das hat China gezeigt. Ob das den Virus aus der Welt bringt, halte ich allerdings für unwahrscheinlich. In Italien hat es nicht funktioniert. Erstens haben die sehr viel später reagiert, zweitens ist die Frage, wie gut oder schlecht die jeweiligen Gesundheitssysteme sind. Sind sie chronisch unterfinanziert oder kann man sich auf eine staatliche Einmischung mit viel Geld stützen? Weil China sozialistisch ist? Ich würde sagen: staatskapitalistisch. Wann kam man erstmals auf die Idee, Menschen in Quarantäne zu stecken? Die eurozentrische Geschichtsschreibung verweist auf das Jahr 1374, als Schiffe, die mit der Pest an Bord aus dem Nahen Osten kamen, auf einer Insel bei Venedig ankern mussten, um erst 30 bis 40 Tage abzuwarten. Wer von den Seeleuten dann noch gesund, bzw. am Leben war, durfte einreisen. Aber man wusste doch nicht, was die Pest überträgt, oder? Sie wussten weder von Pestbakterien, noch, dass die Ratten damit zu tun hatten, bzw. genau genommen die Flöhe der Ratten. Ohnehin gibt es eine große Zahl von Erkrankungen, bei denen Quarantäne nicht viel hilft, weil die Überträger blutsaugende Insekten sind: Bei Gelbfieber, Dengue oder Malaria muss man eher die Überträger stoppen, als die Erkrankten isolieren. Erst kommt die Quarantäne und dann erst die Erkenntnis? Offensichtlich. Es gibt auch Erfolge: Australien zum Beispiel hatte bei der Spanischen Grippe 1918 durch Abriegelung nichts abgekriegt. Und die Briten haben sehr lange durch Quarantänemaßnahmen für Hunde und andere Haustiere die Tollwut ferngehalten. Der Begriff ist übrigens älter als die Methode. Er taucht im Französischen schon im 12. Jahrhundert auf und meint die durchschnittliche Dauer der Fastenzeit, ungefähr 40 Tage, auf französisch: quarantaine. Was würdest du machen, wenn du in Quarantäne bist? Home Office zum arbeiten und mehr lesen und Filme gucken. Also ich lese vielleicht »Krieg und Frieden«. Ein interessantes Buch, wenn auch nicht besonders actionmäßig. Lew Tolstoi philosophiert da über die Nutzlosigkeit des Feldherrn, der eigentlich nichts mit dem Verlauf der Schlacht zu tun hat, weil er praktisch zu keinem Zeitpunkt weiß, was tatsächlich stattfindet. Wie die europäischen Regierungschefs. Den Eindruck könnte man haben. Das gilt für viele Führungspositionen.
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