Pippi Langstrumpf wird diesen Monat 75 Jahre alt. Sie ist das stärkste Mädchen der Welt, sie hebt sogar ihr Pferd hoch. Ist das realistisch?
Natürlich nicht. Das schafft auch keiner der Kraftprotze, die bei Guinness ins »Buch der Rekorde« gelangt sind. Du kannst höchstens mit dem Pferd ein Wettrennen machen. Jesse Owens, der Sprintsieger dieser hässlichen Naziolympiade ‘36, hat später einen Teil seiner Brötchen damit verdient. Und in Wales gibt es einen 35-Kilometer-Lauf, berittenes Pferd gegen laufenden Menschen, den haben immerhin schon zweimal die Läufer gewonnen.
Anderseits besiegt Pippi auf einem Rummelplatz auch den »stärksten Mann der Welt«. Einer von diesen Typen, die sonst auch Lkws durch die Gegend ziehen, um anzugeben.
Da gibt es zum Beispiel einen Österreicher, der sich den Spaß gemacht hat, wobei ich jetzt nicht weiß, was das für ein Spaß sein soll, eines der größten transportablen Riesenräder im Handbetrieb zu drehen. Derselbe Typ hat auch schon mal eine Boeing 777 gezogen.
Es gibt also Superkräfte auch für ganz normale Menschen.
Nun ja, wie normal ist so was? Sicher, es sind keine Außerirdischen und keine Robocobs, die die Tour de France gewinnen oder die 100 Meter deutlich unter neun Sekunden laufen. Aber es gibt natürlich Doping. Pillen alleine machen zwar kein Muskelwachstum. Da muss schon eine Menge dran gearbeitet werden. Muskeln, die du nicht benutzt, schwinden recht schnell, wie wir Büromenschen wissen.
Aber selbst solche Weltrekorde werden gebrochen.
Interessanter sind die, die Bestand haben, zum Beispiel im Weit- und Hochsprung über Jahrzehnte. Ob diese Sportler einfach besonders raffinierte Tricks kannten, auf die andere nicht mehr gekommen sind, das bleibt offen.
Pippi Langstrumpf wirkt ziemlich ungedopt und antiautoritär. Das kam den DDR-Oberen vermutlich komisch vor?
Erst 1975 kam das erste Pippi-Buch raus. Ihr Antiautoritarismus hat aber auch die Franzosen verwirrt. Auch wenn die ihr Land für die älteste Demokratie halten, ist es immer noch ein verdammter Obrigkeitsstaat. In den französischen Ausgaben wurde Pippi zensiert, gekürzt und umgeschrieben. Sie musste sich darin für ihre Streiche immer entschuldigen. So lange, bis Astrid Lindgren diese Fake-Bücher verboten hat.
Dabei ist Pippi Langstrumpf selbst ja ziemlich schlecht im Lesen und Rechnen.
Ja, also das Antiautoritäre hat da wahrscheinlich seine Nebenwirkungen. Pippi verheddert sich schon beim Wort Multiplikation. In der Schule kann sie keinen tieferen Sinn erkennen. Also ich fürchte, Pippi Langstrumpf würde heute auch keine Maske tragen.