"An den ersten Toten, den ich aufgebettet habe, erinnere ich mich bis
heute gut", sagt der Berliner Bestatter Julian Heigl. "Ich hatte Tote
bis dahin ja auch weder gesehen noch angefasst." An dem Tag habe er
gemerkt, dass von den Toten eine große Ruhe ausgehe – eine Ruhe, die
auch auf ihn übergehe. Der 39-Jährige versteht sich als alternativer
Bestatter. Die Trauerfeiern, die er ausrichtet, orientieren sich an
keinem festen Rahmen oder Ritus, sondern an den Bedürfnissen der
Trauernden, erklärt Heigl im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit.
"Auf einer guten Bestattung wird geweint und gelacht“, sagt er. Für
Heigl selbst war lange nicht absehbar, dass er beruflich mit Toten und
Trauernden zu tun haben würde. Er studierte Musikwissenschaft,
promovierte über Barockmusik und machte sich danach auf die Suche nach
einem Beruf, der zu ihm passte. Dabei stolperte er über die Homepage
eines alternativen Bestatters: "Ich hatte das Gefühl: Das ist es. Das
mache ich jetzt." In einem Praktikum erlernte Heigl die handwerklichen
und bürokratischen Aspekte des Berufs, die Fristen, die einzuhalten
sind, und wie man einen toten Körper wäscht, anzieht und bettet. Mit
seinem Bestattungsunternehmen Thanatos bekomme er heute mehr Anfragen,
als er zusagen könne. Auch wenn es immer schwer sei, Trauernden
abzusagen, sei es auch wichtig, dass er auf seine eigenen Grenzen achte:
"Es tut mir nicht gut, wenn ich 15 Sterbefälle im Kopf habe und sie
einfach abarbeite", sagt Heigl.
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