Zu Besuch beim RBB
Hinter den Kulissen einer Feature-Produktion
3. Seite: Die persönliche Handschrift des Feature-Autors
Im Studio ist Alfred Behrens mittlerweile beim nächsten Satz angekommen: "Mein Vater arbeitet, ernährt seine Familie und wählt SPD. Seine Brüder arbeiten, ernähren ihre Familien und wählen SPD. Seine Schwager arbeiten, ernähren ihre Familien und wählen SPD." Er bricht abrupt ab, als ein dumpfes Grummeln ertönt: "Sorry, mein Magen knurrt." Renate Jurzik schaut kurz zu Behrens hoch und erwidert im ruhigen Ton: "Kein Problem, wir nehmen jetzt nur den ersten Satz und vom vorherigen Versuch den Rest ab 'seine Brüder'." Sie guckt in Richtung der Technikerin, die sofort damit begonnen hat, die Versatzstücke der Tonaufnahme zu schneiden und zusammenzufügen.
Eine Feature-Produktion dauert fünf bis sieben Tage
"Im Regelfall dauert die Studioarbeit für eine Feature-Produktion fünf Tage", erklärt Jurzik. In dieser Zeit würden Tonaufnahmen, Schnitt, Mischung von Geräuschen, Atmo und Musik erfolgen. "Diesmal allerdings haben wir sieben Tage angesetzt, da insgesamt zehn Sprecher an diesem Projekt beteiligt sind - und das ist sehr unüblich für ein Feature." Eine solch hohe Anzahl von Sprechern kenne man sonst eher von Hörspielen. "Und das ist ja das Genre, von dem Alfred kommt", erzählt Jurzik. Dies sei das zweite Feature des preisgekrönten Autors, das trotz des wirtschaftlichen Themas unverkennbar seine Handschrift trägt.
Behrens setzt zum nächsten Satz an: "Karl Marx ist Carl Marx mit C, der Treibriemenfabrikant in Altona. Dann '33." Diesmal ist kein Magenknurren oder ein trockener Mund zu hören, der Fluss seiner tiefen Stimme ist gleichmäßig, dennoch akzentuiert. Renate Jurzik nimmt ihre Brille ab und ruft: "Wunderbar, das nehmen wir."