Dies ist die Geschichte eines Eis, die in München beginnt und in der Welt endet: Das Ei ist vergangenes Jahr, eine Woche nach Ostern, aber noch vor Ablauf seines Mindesthaltbarkeitsdatums zusammen mit hunderten anderen unbeschädigten Eiern in der Mülltonne eines bayerischen Supermarkts gelandet. Verpackt in der Gegend um Magdeburg, gelegt in Holland von einem Freilandhuhn. Sehr wahrscheinlich hat dieses Huhn Soja zu fressen bekommen, das die EU tonnenweise unter anderem aus Südamerika importiert - mit fatalen Folgen: Seit 2001 wurden, so hat es die Umweltorganisation WWF berechnet, über acht Millionen Hektar natürliche Vegetation weltweit für den Sojanbau vernichtet. Land, dessen ökologische Vielfalt so auf Dauer zerstört wird. Land aber auch, das dann der Landwirtschaft vor Ort fehlt. Das so gelegte Ei - christliches Symbol des Lebens und der Hoffnung - landet am Ende im Müll in der bayerischen Landeshauptstadt. Eine Geschichte also, die beinahe einmal um die Welt führt und zeigt, was das Konsumverhalten hierzulande mit den rund drei Millionen Kindern unter sechs Jahren zu tun hat, die jedes Jahr in den ärmeren Ländern der Welt am Hunger und seinen Folgen sterben. Denn jährlich landet in Deutschland nicht nur dieses Ei im Müll, sondern rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel. Und das sind Nahrungsmittel, die anderenorts dringend zum Leben und Überleben gebraucht werden. Letztlich geht es bei dem einen Ei um die Frage nach globaler Gerechtigkeit sowie die Bewahrung der Schöpfung.