Jede Note solle ausgekostet werden, „als ob man Melancholie aus jeder einzelnen saugen wolle, mit Wollust und Behagen“, hat der rund 60-jährige Brahms über eines seiner späten Klavierstücke gesagt. Die offen eingestandene Schwermut des Komponisten stimulierte seine Kreativität – und drohte doch immer wieder in depressive Episoden überzugehen. Die traurige Gemütsstimmung, die in der so genannten Viersäftelehre mit einem Überschuss an schwarzer Galle erklärt wurde, hat in der europäischen Kulturgeschichte, insbesondere der Kunstgeschichte eine erstaunliche Karriere gemacht – von Albrecht Dürer bis W. G. Sebald. Doch was bedeutet sie im medizinischen Kontext? Was hat die moderne Psychotherapie zum Melancholie-Kult in Literatur, Kunst und Musik zu sagen? Katharina Eickhoff diskutiert mit Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla - Psychiater und Psychoanalytiker,
Anna Lucia Richter - Mezzosopranistin