Die erfolgreichen Satiren von Ephraim  Kishon geben sowohl ein Bild über Deutschland als auch Israel der Nachkriegszeit wieder
Die erfolgreichen Satiren von Ephraim Kishon geben sowohl ein Bild über Deutschland als auch Israel der Nachkriegszeit wieder © drorlahat / pixabay.com

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100 Jahre Ephraim Kishon - Der Deutschen liebster Israeli

Kishons humorvolle Schilderungen des israelischen Alltags waren in Westdeutschland ein großer Erfolg, obwohl viele Ex-Nazi-Täter noch lebten. Sein Erfolg, besonders nach der Rede von Richard von Weizsäcker 1985, könnte den deutschen Wunsch nach Wiedergutmachung nach dem Holocaust widerspiegeln.

Ephraim Kishons humorvolle Schilderungen des israelischen Alltags waren in Westdeutschland ein Verkaufsschlager zu einer Zeit, als viele frühere Nazi-Verbrecher noch am Leben waren. Sein Erfolg verrät genauso viel über Deutschland der Nachkriegszeit wie über Israel.

Ungefähr zwei Jahre nach der Rede am 8. Mai 1985 von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, in der er den Tag der Befreiung würdigte, nahm Ephraim Kishon auf dem Sofa der Sendung Wetten, dass..? Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Schriftsteller in Deutschland, mehr als in jeden anderen Land, Millionen von Büchern verkauft. Doch war es damals, wo noch viele Nazi-Täter lebten, etwas Außergewöhnliches, dass dieser jüdische Mann mit seinem feinsinnigen, eher leisen Humor samstagabends zur Hauptsendezeit in die deutschen Wohnzimmer kam.

Der immense Erfolg seiner Bücher in Deutschland ist auf den ersten Blick nicht einfach zu verstehen: Kishons prägnante Satiren thematisieren den Alltag in Israel und zeichneten das Bild eines Landes, das vielen Deutschen unbekannt und natürlich auch durch die Gräueltaten der Nazi-Zeit belastet war. Wollten die Deutschen Israel so skurril und humorvoll sehen, wie Kishon es darstellte? Sein Erfolg könnte auch ein Ausdruck des deutschen Wunsches nach Wiedergutmachung nach den Massenmorden des Holocaust sein. In Interviews konnte Kishon, der selbst ein ungarischer Überlebender des Holocaust war, sehr klar und deutlich werden, wenn er über seine eigene Geschichte sprach. Die Sendung geht auf eine Spurensuche in Tel Aviv und untersucht die Gründe für Kishons großen Erfolg: Möglicherweise sagt dieser Erfolg mehr über Deutschland aus als über Israel.

"100 Jahre Ephraim Kishon - Der Deutschen liebster Israeli" im Überblick

100 Jahre Ephraim Kishon - Der Deutschen liebster Israeli

von Jan-Christoph Kitzler

Sendezeit Mi, 21.08.2024 | 19:30 - 20:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk Kultur "Zeitfragen Feature - Kultur und Geschichte"
Radiosendung