A Love Supreme: John Coltranes Meisterwerk wird 60

Auf einem Hügel in San Francisco, im berühmten Jazzviertel "The Fillmore", befand sich einst ein Kirchenbau, der sich äußerlich kaum von anderen unterschied, jedoch im Inneren eine einzigartige Atmosphäre bot: Die Saint John Coltrane African Orthodox Church ist vollständig dem amerikanischen Saxophonisten John Coltrane gewidmet.

Jeden Sonntag wird während des wöchentlichen Gottesdienstes sein im Dezember 1964 aufgenommenes Meisterwerk "A Love Supreme" in einem Stück gespielt. Über dem Altar sind Porträts von John Coltrane im byzantinischen Stil angebracht, die ihn in einem weißen Gewand mit einem goldenen Heiligenschein und einem brennenden Saxophon in den Händen zeigen. Viele Jahre lang hat die Kirche ihren Standort im immer kostspieliger werdenden San Francisco verteidigt; derzeit finden die sonntäglichen Zeremonien in einem Theater im nahegelegenen Marina District statt.

Für die Mitglieder der Kirche hat das Album "A Love Supreme" eine Bedeutung, die der einer heiligen Schrift gleicht. Dieses Album bedeutete für John Coltrane selbst eine spirituelle Erleuchtung: 1957 verlor er infolge seiner schweren Abhängigkeit von Heroin und Alkohol seine angesehene Position als Tour-Saxophonist für Miles Davis. Coltrane strebte danach, von seinen Süchten loszukommen, suchte Heilung, Gott und ein sinnvolleres, erfüllteres Leben. Das Album, das als Suite komponiert wurde, gilt heute als Höhepunkt und Meilenstein in der Jazzgeschichte. Es ist - wie John Coltrane es selbst ausdrückte - ein Lobgesang auf die göttliche Liebe. Eine 33-minütige, musikalische Reise in vier Teilen: "Acknowledgement", "Resolution", "Pursuance" und "Psalm". Ein Werk, das nicht nur die Jazzszene geprägt hat. Denn Coltrane fasste es einst so zusammen: "Musik ist ein Werkzeug. Sie kann das Denken anregen und die Ansichten der Menschen verändern."