Immer wieder werden russische Regimekritiker angegriffen. Doch wer dafür verantwortlich ist, lässt sich nur sehr schwer aufklären - auch weil oft gezielt falsche Informationen verbreitet werden.
Zwölf Stunden musste am Freitag die Besatzung eines Sonderflugzeugs darauf warten, dass sie Alexej Nawalny nach Berlin ausfliegen dürfen. Seine Ärzte in der sibirischen Stadt Omsk wollten ihn nicht gehen lassen, wohl aus medizinischen Gründen. Nawalnys Mitstreiter behaupten allerdings, dass seine Verlegung nach Deutschland aus politischen Gründen hinausgezögert wurde. Denn der russische Oppositionelle ist einer der schärfsten Kritiker Wladimir Putins.
Ärzte der Berliner Charité gehen davon aus, dass Nawalny vergiftet wurde. Darauf wiesen klinische Befunde hin, teilte die Klinik am Montag in Berlin mit. Der Gesundheitszustand Nawalnys sei ernst, es bestehe aber keine akute Lebensgefahr.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein solcher Anschlag auf einen russischen Oppositionellen verübt wird: 2018 zum Beispiel wurde in London Sergei Skripal und seine Tochter vergiftet, beide überlebten nur knapp. Der Fall löste eine schwere politische Krise aus.
SZ-Redakteur Julian Hans erklärt im Podcast, wieso Gift ein beliebtes Mittel in Russland ist und warum es so schwierig sein wird, den Fall Nawalny aufzuklären.