LiteraturLesung
"Bücher in Asche": Der Brand in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek | Teil 4 von 5 Folgen
Teil 4/5 | Am 02. 09. 2004 zerstörte ein Feuer in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar über 50.000 kostbare Bücher und beschädigte viele weitere. Dank sofortiger Hilfe und Spenden konnte die Bibliothek 2007 wiedereröffnen. Ein Podcast würdigt die Retter und hebt den kulturellen Zusammenhalt hervor.
Am 2. September 2004 bricht ein Feuer in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar aus. Dieses Ereignis ist der größte Bibliotheksbrand in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg und markiert einen Wendepunkt für die Bibliothek: Über 50.000 äußerst kostbare Bücher werden zerstört, und mehr als doppelt so viele erleiden zum Teil erhebliche Schäden.
Viele Einwohner Weimars erinnern sich noch genau an die Nacht des Feuers und daran, wie sie davon erfuhren. Das Ereignis hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Auch bundesweit war die Betroffenheit groß, und die Bereitschaft, für den Wiederaufbau zu spenden, ähnlich stark wie nach dem Brand von Notre-Dame 2019. Doch aus der Katastrophe erwuchs auch Gutes: Dank des sofortigen Engagements von Mitarbeitenden und der Zivilbevölkerung konnten viele Bücher gerettet werden.
Die Bibliothek öffnete 2007 erneut ihre Türen und zieht seitdem zahlreiche Touristen in die Klassik-Stadt. Ein fünfteiliger Storytelling-Podcast schildert die Geschichte des Feuers und dessen Folgen aus der Perspektive der engagierten Menschen, die zur Rettung der Bibliothek beigetragen haben. Es werden Heldinnen und Helden gewürdigt, die meist in unauffälligen Berufen tätig sind: Eine Buchbinderin, die in der Brandnacht beschädigte Bücher in Folie einwickelte, um es zu konservieren; ein Umzugsunternehmer, der mit Kartons zur Stelle war; sowie Feuerwehrleute und der damalige Direktor Michael Knoche, der eine wertvolle Luther-Bibel aus dem brennenden Gebäude rette. Die Geschichte zeigt, was durch Zusammenhalt erreicht werden kann und welchen Stellenwert Kultur in unserer Gesellschaft hat.
Tino Dallmann, der seit 15 Jahren Bücher für MDR KULTUR rezensiert und regelmäßiger Bibliotheksbesucher ist, und Romina Nikolic, Lyrikerin und Literaturvermittlerin, die in der Literatur- & Kunstburg Ranis als Projektmanagerin sowie als Kuratorin der Weimarer Lyriknacht tätig ist, führen durch die Geschichte. Geboren in Suhl, war die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek für sie schon während ihrer Schulzeit ein beliebtes Ausflugsziel.