Die Zukunft von Deutschlands Geschäftsmodell wird mitunter ziemlich polemisch diskutiert. Die einen beschwören die drohende Öko-Planwirtschaft, für die anderen regieren immer noch zu viele gefühlskalte Neoliberale. Zwischen diesen beiden Extremen bekennen sich zwar alle zur sozialen Marktwirtschaft, aber alle verstehen etwas anderes darunter. Liegt die Betonung nun auf dem Wort „Marktwirtschaft“ oder auf „sozial“? Oder ist nicht sowieso die ökosoziale Marktwirtschaft der richtige Weg? In der neuen Ampel-Regierung ist jede Strömung vertreten, egal ob Greenpeace-Sympathisanten, Sozialstaatromantiker oder Haushaltspuristen. Die Sollbruchstellen in der Patchworkfamilie sind programmiert. Am Ende dürfte man sich vor allem ums Geld streiten, das vielleicht bald weniger wird, weil die geopolitischen Verwerfungen das deutsche Exportmodell hart treffen könnten. Womit wir bei meinem heutigen Gast wären. Er war früher Mitglied der SPD, gilt heute als Lieblingsfeindbild der SPD-Fraktion, wollte im Fall des Scheiterns seiner Ökonomenkarriere als Rocksänger durchstarten, wäre fast nach Österreich ausgewandert, bewundert die direkte Demokratie der Schweizer, gilt als Mister Schuldenbremse, preist als Ordoliberaler die Effizienz des Marktes und empfand die Hartz-Reformen als zu halbherzig. Lars Feld ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, Leiter des dortigen Walter Eucken Instituts und ehemaliger Chef des Rats der Wirtschaftsweisen. Vor kurzem hat ihn Finanzminister Christian Lindner zu seinem persönlichen Wirtschaftsberater ernannt.
Feld erzählt mir, warum der Klimaschutz als Subventionsmonster enden könnte, SPD-Wähler in der Familie Feld länger leben, Deutschlands Exportmodell in Zeiten geopolitischer Verwerfungen leidet, EZB-Chefin Christine Lagarde bald eine Zinsentscheidung fällen muss – und was es mit seiner Karriere als Rocksänger auf sich hat.
Hinweis: Das Gespräch wurde bereits am 23.02. aufgezeichnet.
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