Das Ensemble Modern in der Alten Oper Frankfurt

Im Auftakt-Abonnementkonzert der Saison in der Alten Oper stellt das Ensemble Modern drei musikalisch erfrischende Konzepte vor, die ebenso unterschiedliche und faszinierende Resultate hervorbringen.

Das Wort "Leviathan" kann sowohl das mythische Meeresungeheuer als auch die Verkörperung staatlicher Macht bedeuten. Für die kroatische Komponistin Mirela Ivi?evi? geht es jedoch hauptsächlich um die Erkundung ihrer eigenen "männlichen Energie". Diese manifestiert sich in ihrer Musik durch positive und negative Merkmale: Beginnend mit aufgeregt pulsierenden, scharf akzentuierten Klängen, in der Mitte mit mühsamem Atem und Erschöpfung, und gipfelnd in ekstatischen, instrumentalen Ausbrüchen am Schluss.

Der US-amerikanische Komponist Jeffrey Mumford hätte fast einen Weg in die Malerei eingeschlagen, und seine Werke offenbaren vielfach malerische Inspirationen. Seine Komposition zur "stetig erhellenden Stille" ist trotz innerer Dynamik – besonders hervorzuheben ist Jagdish Mistrys meisterhafte Interpretation auf der Solo-Violine – vor allem eine statische Erkundung: einem "Lichtstrahl, der durch das Blätterdach fällt", gleich einem impressionistischen Bild des Lichts.

Dagegen ist Georg Friedrich Haas' Komposition "...weiter und weiter und weiter..." als ein umfassendes 45-minütiges Accelerando gedacht. Als ein vom Spektralismus beeinflusster Komponist macht er reichhaltigen Gebrauch von mikrotonalen Klängen - darunter zwei Vierteltonklaviere und ein Vierteltonakkordeon, die durchwegs erstaunliche Klangerfahrungen hervorbringen. Dass das Werk, welches sich in ständig neu anlaufenden Temposteigerungen entfaltet und dabei von Vimbayi Kaziboni anspruchsvoll und exzellent dirigiert wird, gleichwohl das Gegenteil seines Titels suggeriert, wird am Schluss deutlich: wenn das Ensemble – in einer humorvollen Anspielung auf Haydns Abschiedssinfonie – allmählich die Bühne verlässt.