Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt

Der Künstler Schorsch Kamerun beschäftigt sich in seinem ausgezeichneten Werk "Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt" mit der Frage, ob Menschen basierend auf ihren eigenen Wünschen agieren oder lediglich auf unsere Umwelt reagieren. Dabei gibt er Einblick in das Leben mehrerer Menschen.

Schorsch Kamerun schuf ein Hörstück, das mit Preisen ausgezeichnet wurde und sich für "ein pointilistisches Erzählen als biografische Methode" entscheidet. Ein Experiment, das versucht herauszufinden, ob wir aus eigenem Willen heraus handeln. "Einen Schritt vortreten. Vor das Bild. Vor der Kulisse. Etwas lauter sein müssen, aber allein. Selbstdarstellung, ohne Publikum. Entregelt. Absaufen in Details."

Der Künstler gibt Einblick in das Leben von Menschen, die ihre dunkle Seite zeigen. Er versucht zu klären, ob Menschen nur reagieren oder intrinsisch handeln und "[o]b die Weißgesichtigkeit um uns herum doch nur Fassade ist, unter der sich echt Profile verstecken".

Das Hörstück spiegelt eine Arbeits- und Lebenswelt wider, in der Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen tätig sind und die sozialen Bedingungen dazu führen, dass der moderne Mensch stetig auf der Suche ist. Beispielsweise der junge Mann, der, nachdem seine Freundin sich getrennt hatte, einen Zähltick entwickelte. Nun muss er, wenn er auf die Toilette geht, neunmal die Spülung betätigen. Auch mitten in der Nacht. Oder die Frau mit den Pflanzen, die viel besser wachsen, wenn sie keine Zeit zu Hause verbringt. Was ist mit dem Kommunalpolitiker, "der eine renitente Riesenschildkröte auf Galapagos als Vorbild für sein Denken und Planen erwählt hat"?

Diese Menschen erlauben es, den Zuhörenden einen Einblick in ihr Leben zu erhaschen. Außerdem kommen Vergleiche auf, die beunruhigen und von Kameruns Liedern noch verstärkt werden. Als Hörerin hat man ständig das Gefühl, sich selbst in den Geschichten zu entdecken, auch wenn eine gewisse Distanz gegeben ist.