Festival Radio France Occitanie Montpellier: Klavierabend Evgeny Kissin

Bei diesem Konzert komponierte Evgeniy Kissin ein Programm basierend auf deutschem und russischem romantischem Repertoire von Beethoven, Brahms und Chopin.

Seit vier Jahrzehnten praktiziert Evgeny Kissin ein Spiel, das durch eine Mischung aus dichter Reflexion und klarer Artikulation besticht. In diesem Konzert hat er ein Programm zusammengestellt, das sich auf das deutsche und russische romantische Repertoire stützt.

Beethovens 27. Sonate und Brahms Balladen op. 10 gehören dabei zu den innigsten Werken der deutschen Romantik. Beethoven schrieb die e-Moll-Sonate im Jahr 1814 zur Hochzeit des Grafen Moritz Lichnowsky, einem seiner Förderer. Sie unterscheidet sich stark von den leidenschaftlichen "Appassionata"- und "Hammerklavier"-Sonaten sowie von der Konzentration seiner letzten drei Sonaten. Die Sonate bildet ein markantes zweiteiliges Werk: zunächst lebhafter, dann heiter und gesanglich, wobei Beethoven im zweiten Satz mehrfach auf die Dolce-Nuance verweist.

Die vier Balladen op. 10 von Brahms zeichnen sich durch eine tiefere, gequälte Empfindsamkeit aus. Diese wurden von einem zwanzigjährigen Brahms komponiert, der Clara Schumann liebte. Sie nehmen die Form an, die Chopin viermal darstellte, obwohl diese Form eigentlich keine feste Struktur hat: Die Ballade ist eher ein phantasievolles Genre, das auf verborgene Literatur zurückgreifen kann, wie im Fall der ersten der vier Balladen, die von Brahms durch eine schottische Ballade namens "Edward" seine Inspiration hatte. Diese erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der seinen Vater ermordet hat.