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Forensic Architecture - Der Staatsgewalt auf der Spur
Forensic Architecture ist eine renommierte Agentur, deren Ergebnisse sowohl in Gerichtsverfahren als auch in Museen weltweit Gehör finden. Bisher waren neuartige forensische Methoden zur Aufdeckung von möglichem Behördenversagen und systemischen Problemen der Staatsmacht nur dem Staat vorbehalten.
Die Forensic Architecture ist eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGOs), die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert. Gegründet wurde sie 2011 in London. Seither hat sie Unmengen von Datenmaterial, Bildern und einige andere Materialien, auch in digitaler Form, zusammengetragen. Und indem sie mit dem Datenmaterial die geschehenden Ereignisse präzise rekonstruieren können, leisten sie ihren Beitrag zur Aufklärung von Verbrechen wie den Menschenrechtsverletzungen.
So entlarvte sie durch ein selbst erstelltes Modell ein geheimes syrisches Foltergefängnis, wo Tausende von Oppositionellen hingerichtet wurden oder die im Westjordanland tödlichen Schüsse israelischer Militärs. Außerdem schafften sie eine Beteiligung Italiens und der EU aufzudecken.
Die Quellen stammen meistens von Tatortfotos und Aufnahmen von Überwachungskameras oder aus sozialen Medien, die dann mittels wissenschaftlicher Methoden untersucht, zugeordnet und in Beziehung gesetzt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse finden Anwendung in Gerichtsverfahren und Museumsausstellungen.
Als in Hanau am 19. Februar 2020 der rassistische Terroranschlag 9 Personen das Leben kostete, wurden Polizei und Behörden für ihre Ermittlungen und Tun aufs heftigste kritisiert. Daraufhin baten die Angehörigen die Forensic Architecture um ihre Mithilfe.
Sie erreichten mit ihrer Arbeit, dass sich die Öffentlichkeit als auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss mit dem Fall von Behördenversagen und dem herrschenden Rassismus in der hessischen Polizei beschäftigen.
"Forensic Architecture - Der Staatsgewalt auf der Spur" im Überblick
Forensic Architecture - Der Staatsgewalt auf der Spur
von Lorenz Schröter
Mit Henning Nöhren, Nina Weniger, Robert Frank, Michael Rotschopf, Justus Carrière, Sascha Schorr
Produktion: 2022
Sendezeit | Sa, 11.01.2025 | 18:04 - 19:00 Uhr |
Sendung | Deutschlandfunk Kultur "Feature" |