Der kulturelle Kampf um den Grundkonsens einer Einheit in Vielfalt scheint in Amerika auf der Kippe zu stehen
Der kulturelle Kampf um den Grundkonsens einer Einheit in Vielfalt scheint in Amerika auf der Kippe zu stehen © S. Thomas / pixelio.de

FeatureKultur & Gesellschaft

Great Again? - Der Kulturkampf in den USA

Die politische Auseinandersetzung in den Vereinigten Staaten ist bereits seit Längerem ein Sinnbild eines Kulturkonflikts. Während auf der einen Seite die progressiven, woken Kreise stehen, befinden sich auf der anderen Seite die puritanischen, religiös beeinflussten Amerikaner. Woher rührt diese Spaltung, die die Kultur des Landes durchzieht?

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Aus europäischer Sicht wirkte die amerikanische Kultur zunächst als ein beneidenswertes und prächtig vielfältiges Gebilde, das nach allen Seiten hin offen war. Es gab Raum für alle Glaubensrichtungen der Welt, eine Vielzahl an Lebensstilen, die Freiheit der Kunst und der Kritik in den Städten sowie nostalgische Idyllen in den ländlichen Gebieten. Es gab Platz für Bigotterie und Atheismus, Popkultur und Hochkultur und fast jede Art von Meinung und Geschmack. All dies wurde durch den "American way of life" zusammengehalten, symbolisiert durch Dinge wie Coca Cola, Hollywood und Halloween, der jedoch eine tiefere Einheit in der Vielfalt ausdrückte. Alle Einwanderergruppen konnten ihre kulturellen Traditionen und Sprachen bewahren: Das Modell ‚verschiedene Kulturen in einer Gesellschaft‘ funktionierte und wurde als Leitbild und Sehnsuchtsort erachtet: Land der Freien und Heimat der Tapferen.

Der Kulturkampf, der seit dem Ende des letzten Jahrhunderts in den USA tobt, stellt jedoch die grundlegende Einigkeit in der Vielfalt infrage. Dies geschieht auf einer politischen Ebene, auf der der politische Gegner nicht mehr als fairer Konkurrent, sondern als Feind angesehen wird und ein Populist wie Donald Trump, das konservative, rechte und antiliberale Amerika zu einem Kreuzzug gegen die liberale, linke und "woke" Elite anführt. Und der Kulturkampf findet in öffentlichen Debatten statt, in Hassreden und Fake News, in gegenseitiger Verleumdung und Drohung.

Einfach ausgedrückt: Es geht um einen Konflikt zwischen der universalistischen, liberalen und fortschrittlichen Seite der amerikanischen Kultur und der kommunitaristischen, konservativen und nostalgischen Seite.

Zum Autor

Der 1958 geborene Markus Metz studierte Publizistik, Politik und Theaterwissenschaft und lebt als Radioreporter und Schriftsteller in München. Zuletzt veröffentlichte er mit Georg Seeßlen: „Wir Kleinbürger 4.0. Die neue Koalition und ihre Gesellschaft“ (Edition Tiamat, Berlin) und „Apokalypse & Karneval. Neoliberalismus: Next Level“ (Bertz & Fischer, Berlin). Georg Seeßlen, geboren 1948, hat sein Studium der Malerei, Kunstgeschichte und Semiotik gemacht. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland und ist heute freier Autor für Die Zeit, Frankfurter Rundschau, taz und epd. Zudem hat er etwa 20 Filmbücher geschrieben und Dokumentarfilme fürs Fernsehen produziert.

"Great Again? - Der Kulturkampf in den USA" im Überblick

Great Again? - Der Kulturkampf in den USA

Sendezeit So, 03.11.2024 | 09:30 - 10:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Essay und Diskurs"
Radiosendung