Sir Simon Rattle lässt zum Anlass des 200.Geburtstag von Bruckner, die Neunte erklingen
Sir Simon Rattle lässt zum Anlass des 200.Geburtstag von Bruckner, die Neunte erklingen © Monika Rittershaus / per OTRS / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Klassische Musik

Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Seit der Zeit von Eugen Jochum beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist die Interpretation von Anton Bruckners Werken eine Hauptaufgabe. Besonders zum 200. Geburtstag des wegweisenden Romantikers liegt es Simon Rattle sehr am Herzen, diese Tradition des BRSO fortzuführen.

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Während der sommerlichen Festival-Tournee präsentierte Rattle bereits die Vierte Sinfonie mit seinem Orchester. Nun dirigiert er in München den gewaltigen Torso der Neunten, Bruckners "Unvollendete". Am Ende seines Lebens soll Bruckner sein dreisätziges Werk – halb verzweifelt, halb hoffnungsvoll – "dem lieben Gott" gewidmet haben. Der erste Satz trägt schon apokalyptische Züge; das Scherzo kündigt mit maschinenhaftem Stampfen das Industriezeitalter an, und das finale Adagio gipfelt in unerhörten dissonanten Ausbrüchen, bevor es friedlich und transzendent ausklingt. Diese Neunte ist ein Mysterium, das mit seiner kompositorischen Wagemut weit in die Zukunft weist.

Doch Rattle wäre nicht Rattle, wenn er dieses großartige Erbe nicht in einen durchdachten dramaturgischen Rahmen setzen würde. Im ersten Konzertteil kombiniert er vier außergewöhnliche Werke, die in einer langen Entwicklungslinie zu Bruckner führen. Zu Beginn steht ein Schlüsselwerk der Avantgarde: György Ligetis "Atmosphères" von 1961, mit ihren oszillierenden Klangflächen, schwebenden Clustern und zitternden Schraffuren. An dritter Stelle folgen Anton Weberns Orchesterstücke Opus 16, die mit ihrer extremen Ausdrucksdichte faszinieren. Diese sechs Miniaturen entstanden 1909 als Reaktion auf den Tod seiner Mutter. Der Grundton ist lyrisch, oft an der Grenze des Hörbaren, doch Weberns Trauerarbeit zeigt sich auch in atonalen Schockmomenten und einer zuerst fahlen, dann schmerzhaft aufbegehrenden Totenmarsch. Zwischen diesen beiden modernen Komponisten platziert Rattle zwei Höhepunkte von Wagner: das silbrig schimmernde Vorspiel zu "Lohengrin" und "Vorspiel und Liebestod" aus "Tristan und Isolde". Damit wird der Einfluss Wagners auf Bruckners Schaffen in diesem herausragenden Konzeptprogramm deutlich hörbar.

"Symphonieorchester des Bayerisches Rundfunks" im Überblick

Symphonieorchester des Bayerisches Rundfunks

von Ligeti, Wagner, Webern, Bruckner

Mit Leitung: Simon Rattle

Isarphilharmonie im Gasteig HP8, München

15.11.2024

Sendezeit Mo, 09.12.2024 | 20:04 - 22:00 Uhr
Sendung WDR 3 "WDR 3 Konzert"
Radiosendung