Konzert von Chor und dem BRSO

Im Alter von 97 Jahren hat der schwedische Maestro Herbert Blomstedt eine außergewöhnliche Karriere im hohen Alter erlangt. Nun gastiert er erneut beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und führt zwei bedeutende Chor-Sinfonien des 19. und 20. Jahrhunderts auf.

Felix Mendelssohn Bartholdy nannte seine Zweite Sinfonie, den "Lobgesang", selbst eine "Sinfonie-Kantate", da sie nach drei rein instrumentalen Sätzen in einem eindrucksvollen Chorfinale endet, welches im Gegensatz zu Beethovens Neunter eine vollendete Kantate für Stimmen und Orchester darstellt. Im Jahr 1840 gab die Stadt Leipzig bei Mendelssohn ein Werk in Auftrag, um den vier hundertsten Jahrestag der Erfindung des Buchdrucks zu feiern. Diese Erfindung von Johannes Gutenberg hatte zum Triumph der Aufklärung über die Unwissenheit beigetragen. Mendelssohn wählte dafür einen gottgeweihten Ansatz mit hymnischen Chorälen, basierend auf Texten aus Gutenbergs Lutherbibel. Er ließ sich hauptsächlich von Psalmversen für seinen "Lobgesang" inspirieren.

Ein interessantes Gegenstück dazu könnte, so dachte sich der gläubige Blomstedt, Igor Strawinskys "Psalmensinfonie" sein, die seit Langem beim BRSO nicht mehr gespielt wurde. Auch Strawinskys Werk war eine Auftragskomposition: Im Jahr 1930 schrieb er es für Serge Koussevitzky anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Boston Symphony Orchestra. Strawinsky verwendete für den gemischten Chor eine ungewöhnliche Instrumentierung mit zwei Klavieren und verzichtete dabei auf Geigen und Bratschen. In den drei Psalmvertonungen verband er verschiedene kirchenmusikalische Traditionen wie den gregorianischen Wechselgesang, barocken Oratorienstil und den orthodoxen Hymnus. Strawinskys Absicht war es, eine sachliche, gefühlsneutrale Musik mit einem ritualisierten Charakter und einem leuchtenden Klang zu schaffen. Das gelang ihm meisterhaft mit der "Psalmensinfonie".