LiteraturLesung
Martina Hefter liest "Hey guten Morgen, wie geht es dir" | Teil 1 von 10 Folgen
Teil 1/10 | Der ägyptische Totengott Benu tritt über ein Social-Media-Profil in Kontakt mit Juno Isabella Flock. Die 15-jährige Tänzerin lebt mit ihrem an Multiple Sklerose leidenden Ehemann Jupiter in einer bescheidenen Wohnung in Leipzig.
Abends, getrieben von Neugier und Langeweile, simuliert sie Gespräche mit anonymen Liebesbetrügern: "Inzwischen ging es anscheinend nicht mehr nur um finanzielle Gewinne. Aufenthaltsgenehmigungen wurden beliebter. Man konnte einen Betrüger einladen oder heiraten. Man konnte ihn einfliegen lassen."
Diese Chats bergen ein Betrugspotential, gefährlich für Frauen, die auf die falschen Liebesversprechen hereinfallen. Aber Juno lässt sich nicht täuschen, und auch Jupiter bleibt skeptisch – bis Benu aus Nigeria Kontakt aufnimmt und echtes Interesse an der für ihn fremden deutschen Frau zeigt.
Der Roman verdeutlicht, dass wahre Liebe auch als Nächstenliebe erscheinen kann, obwohl unsere Gesellschaft dazu neigt, Gefühle zu monetarisieren. "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" ist ein zärtlicher Protest gegen falsch verstandenen Utilitarismus, eine melancholische Liebesgeschichte und ein aufmerksames Anerkennen menschlichen Leids.
Zum Autor
Die 1965 im Allgäu geborene Martina Hefter hat drei Romane und fünf Gedichtbände beim kookbooks-Verlag in Berlin veröffentlicht. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 2002 ein Stipendium der Kulturstiftung Sachsen, 2003 das Literaturstipendium der Stadt Leipzig, wo sie schon lange lebt, 2008 den Lyrikpreis Meran und 2018 den Lyrikpreis München. Ihre Werke bewegen sich oft zwischen Lyrik, szenischem Schreiben und Roman. Viele ihrer Texte wurden daher auch in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern szenisch umgesetzt. Zuletzt erschien 2021 eine Mischung aus Prosa, Lyrik und Essay mit dem Titel "In die Wälder gehen, Holz für ein Bett klauen".