Sei uns unser sicher sicher von Gesche Piening

"Zur Sicherheit nehme ich an, mein Gefühl von Sicherheit sei subjektiv und mein Gefühl der Unsicherheit sei objektiv. Auf diese Weise bleibe ich aufmerksam und eher misstrauisch." In ihrem Hörspiel "Sei uns unser sicher sicher" entfaltet Gesche Piening den komplexen Wunsch nach Sicherheit in der heutigen Zeit.

Sie skizziert die Nuancen der gegenwärtigen Gefühlslage mit präzisen Strichen und gestaltet durch eine Vielfalt an Textarten – von Aussagen und Gesprächsfragmenten über "Gedankenprotokolle" und "Gedankenadditionen" bis hin zu Monologen und Werbeslogans – alltägliche Situationen nach, in denen die Angst herrscht. Diese Aspekte durchdringen unser Leben scheinbar ständig und überall – sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich.

Die zunehmende Militarisierung des Denkens blockiert bereits den leisesten Vorstoß zum Pazifismus, da "Sicherheitserwa?gungen stets entscheidende Gegenargumente sind – was für ein bedeutsames Wort(!), entscheidende Gegenargumente, das ist allgemein bekannt, und nicht nur für uns in der Sicherheitsbranche" erklingen die Worte. Eigentum hingegen ist in seiner Essenz primär als potenzielle Beute für Diebstahl und Raub gefährdet: "Lassen Sie sich von Ihrem Bedürfnis nach Sicherheit nicht beunruhigen. Organisieren Sie ein Treffen in Ihrer Nachbarschaft mit der örtlichen Polizei, tauschen Sie Kontaktnummern aus, notieren Sie verdächtige Kennzeichen von Autos und Personen, (...) bleiben Sie immer wachsam!" Diese von Angst und Misstrauen geleitete Aufmerksamkeit bleibt jedoch isoliert, erzeugt Kälte und reduziert den sozialen Austausch. Nicht ohne Grund hallt die Bitte "Kann mir jemand eine Wärmflasche machen?" durch die 69 Minuten des Hörspiels.

Der Raum des Hörspiels eröffnet sich mit einem Huster, gefolgt von einem Aufschrei, und ist sowohl textlich als auch musikalisch und sprachlich sorgfältig komponiert. Er schließt mit einer Frage ("Bin ich unsicher? Oder bin ich wirklich sicher?"), die das Thema der Unsicherheit mit einem humorvollen Unterton erneut aufgreift und hoffentlich das Publikum weiterhin beschäftigt – angetrieben durch die musikalische Untermalung. Denn die Hoffnung, ein zentrales Motiv des Hörspiels, dreht sich immer wieder darum, unversehrt zu bleiben.

Doch diese Hoffnung ist beinahe unmöglich zu bewahren, bereits durch die folgende Anschuldigung ("Machst du Witze?") infrage gestellt. Dieser subtile Humor manifestiert sich immer wieder im Spiel mit Brüchen und Wiederholungen, im Countdown von 99 auf 0 ohne erlösenden Abschluss und im Sprachton, der zwischen verblüffender Unbefangenheit und präziser Ernsthaftigkeit wechselt. Piening trifft mit scharfen Formulierungen den Kern der Sache und verblüfft mit ihrer intelligenten Kühnheit, indem sie die Realität anspricht. Daher wird sie im Dezember erneut als "Hörspiel des Monats" ausgezeichnet – nach der Ehrung im November.