HörspielLesung
Um die Welt getrieben: Joseph Conrads "Lord Jim" | Teil 16 von 30 Folgen
Teil 16/30 | Lord Jim fährt zur See, um als Vorbild zu dienen. Aber er versagt in Joseph Conrads Abenteuerroman, der eine zeitgenössische Charakterstudie und eine schockierende Parabel über die zerstörerische Kraft des Kolonialismus ist. Ein vielstimmiger, bildreicher und sprachgewaltiger Klassiker.
Joseph Conrads Werk ist zu einem Meilenstein des 20. Jahrhunderts avanciert. Der Roman erzählt von Jim, einem Anti-Helden, der als Vorbild auf See scheitert. Es handelt sich um einen Abenteuerroman, eine moderne Charakteranalyse und eine eindringliche Allegorie über die zerstörerische Kraft des Kolonialismus. Das Buch ist facettenreich, bildhaft und sprachlich beeindruckend.
Die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen: Im August 1880 geschah eine Tragödie im Roten Meer. Ein altersschwacher Dampfer namens "SS Jeddah", der 1000 muslimische Pilger transportierte, kenterte während eines Sturms vor der Küste Somalias. Der europäische Kapitän und seine Offiziere verließen das Schiff nicht als Letzte, sondern flohen in einem Rettungsboot und ließen die Passagiere im Stich.
Von "Lord Jim", der Geschichte eines jungen britischen Schiffsoffiziers und idealistischen Träumer, der im kritischen Moment ebenfalls versagt, erzählt Joseph Conrad in diesem Hörstück. Als das Pilgerschiff "Patna", auf dem er angeheuert hatte, im Roten Meer leckschlägt und zu sinken droht, begibt er sich gemeinsam mit dem Kapitän und weiteren Besatzungsmitgliedern in ein Rettungsboot, während die schlafenden Passagiere zurückgelassen werden. Dieses traumatische Erlebnis treibt ihn auf eine Reise um die ganze Welt, weit weg von seiner Heimat.
Zum Autor
Der 1857 geborene Joseph Conrad wuchs als Kind polnischer Eltern in der Ukraine auf, die damals zum Russischen Zarenreich gehörte. Seine Karriere begann als Seemann in Marseille, später zog es ihn nach England. Erst in seinen Zwanzigern lernte er Englisch und so wurden auch seine Veröffentlichungen in dieser Sprache herausgegeben. Heutzutage gilt Conrad als einer der einflussreichsten und modernsten Schriftsteller an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Seine Werke sind stark von seinen Erfahrungen im britischen Kolonialreich und seiner Arbeit bei der französischen und britischen Handelsmarine geprägt. Conrad verstarb 1924 in Bishopsbourne, England. Am 3. August 2024 jährt sich sein 100. Todestag.