Wie Rousseau Trump vorhersagte

Der indische Schriftsteller und Analyst Pankaj Mishra betrachtet Jean-Jacques Rousseaus Kritik an den kosmopolitischen Führungsschichten des 18. Jahrhunderts rückblickend als visionäre Handlung.

Heutzutage bevorzugt Donald Trump mit Nachdruck die weniger gebildeten Gesellschaftsschichten gegenüber den globalen Eliten.

Im Zusammenhang mit dem Brexit wurde ebenfalls lautstark gegen nicht gewählte Eliten und Fachleute polemisiert. Aus diesem globalen Phänomen schließt Mishra, dass es dringend notwendig sei, die pluralistischen Gemeinschaften in Amerika und Europa neu zu definieren. Diese Transformation sollte ausdrücklich verschiedene religiöse und philosophische Ansichten einschließen. Dafür müsse man sich von zahlreichen Denkmodellen der Aufklärung, die mittlerweile veraltet sind, verabschieden.

Die Vorstellung einer universellen Zivilisation, die im 18. Jahrhundert von Denkern wie Montesquieu, Voltaire und Adam Smith unterstützt wurde, lässt sich mit dem eifrig verfolgten Projekt der wirtschaftlichen Globalisierung der letzten zwanzig Jahre vergleichen. Dieses Projekt scheint nun in einer weltweiten Revolte gegen die moderne kosmopolitische Ordnung seinen chaotischen Höhepunkt erreicht zu haben. 

Zum Autor

Der 1969 geborene Mishra ist ein vielseitiger Autor und lebt abwechselnd in London und im indischen Staat Himachal Pradesh. Im August sprach er auf dem Europäischen Forum Alpbach über die "Neue Aufklärung". Sein Aufsatz mit dem Titel "Wie Rousseau Trump voraussagte" wurde erstmals im August 2016 im The New Yorker publiziert. Im Jahr 2017 erschien sein Werk "Age of Anger. A history of the present" und 2020 folgte "Bland Fanatics: Liberals, the West and the Afterlives of Empire".