Hörspiel
"Zetteltage" von Urs Faes
Wie erlebt eine betroffene Person Demenz? Der Autor Urs Faes schildert diesen Verlauf aus einer rein persönlichen Sichtweise in einem komplexen Monolog mit dem ZDF-Schauspieler Dietrich Hollinderbäumer. Dies ist an sich ein Widerspruch, da Demenz das Auslöschen von Sprache, Bewusstsein und Identität bedeutet.
Als Ben zum ersten Mal registriert, dass ihm Wörter entfallen, beginnt er, Aufzeichnungen zu machen. Diese nennt Urs Faes "Notizen eines Gedächtnisverlustigen vor dem Vergessen". Sie halten das Anfangsstadium der Krankheit fest, in dem der Erkrankte das Vergessen noch spürt und versucht, seine Lage zu verbergen und häufiger mit sich selbst als mit anderen zu sprechen. Danach tritt die zweite Phase ein, einige Jahre später.
Laut medizinischer Diagnose hat die Krankheit das mittlere Stadium erreicht. Ben und seine Jugendliebe Thea bemühen sich, mit den immer komplexeren und zunehmend belastenden Umständen ihres gemeinsamen, aber auch getrennten Lebens klarzukommen. Doch es gibt auch Momente des Humors und der Komik, manchmal unbeabsichtigt.
In der dritten Phase verirrt, verzweigt und verliert sich Ben in seinen eigenen Gedanken, bis schließlich die "Löscher" ihr stilles Werk vollenden. Für seine "Genesis des Vergessens" hat Urs Faes sich auf Tagebucheinträge von Betroffenen gestützt. Für den Schriftsteller, der bereits den Roman "Untertags" (Suhrkamp 2020) aus diesem Material entwickelt hat, stellt sich dabei die zentrale Frage: "Wer ist man noch, wenn man die Wörter verliert?"
""Zetteltage" von Urs Faes" im Überblick
"Zetteltage" von Urs Faes
von Urs Faes
Mit Dietrich Hollinderbäumer, Doris Wolters, Jörg Pohl
Produktion: 2024
Sendezeit | Sa, 21.09.2024 | 20:00 - 21:00 Uhr |
Sendung | SRF 2 Kultur "Hörspiel SRF 2" |