ZUGLUFT IM WELTGEFÜGE - Ein Dialog mit Jakob Böhme

Welche Tönung ähnelt Schnee am meisten? Ein blasses Blau oder ein bläuliches Weiß? Vielleicht ein zartes Rosa des Schnees? Ein farbloses Etwas? Oder lebendiges Wasser? Ist das Zuhause Gottes dort, wo es unendliche Variationen gibt, wie im Kristall? Ruth Johanna Benrath tritt mit Jakob Böhme in einen Austausch über die Freiheit ein. 

Der Mystiker aus Görlitz, oft als erster deutscher Philosoph bezeichnet, fragt sich, ob der Himmel im Inneren des Menschen einen ausreichenden Raum findet. Und er übergibt ihm im Auftrag Gottes die Verantwortung für die Welt: "Denn kein Geschöpf kann die Wunder der Welt ans Licht bringen, außer der Mensch." Diese Vorschusslorbeeren an Vertrauen muss die Autorin nach vier Jahrhunderten ergänzen: "Zuerst hat der Mensch den Wald / verbrannt, dann die Elefanten / dann die Sonne / und schließlich sich selbst."

Böhme und Benrath ziehen, wie eine Doppelhelix, in jeweils eigener Stimmungslage eine Linie, die kurvenförmig ist. Zum Beginn dessen, was wir über uns selbst wissen, ebenso wie über Gott und die Welt.

Jakob Böhme, der zwischen 1575 und 1624 in Görlitz lebte, gilt als einer der bedeutendsten Mystiker der deutschen Sprache. Seine Philosophie verbindet Ideen zur inneren Freiheit, zur Natur als Vorbild und Bedeutungsträger sowie zur weiblichen Seite des Wissens. Sein postumer Ruhm ist gewaltig.

Zum Autor

Ruth Johanna Benrath, 1966 in Heidelberg geboren, ist Autorin von Gedichten, Romanen, Hörspielen und Theaterstücken. Ihr Hörspiel "Geh Dicht Dichtig!" wurde 2019 von der DADK-Jury zum Hörspiel des Jahres gekürt. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten, darunter 2021 den Münchner Lyrikpreis für das Langgedicht "PSALM / aus der tieffen", das 2022 vom MDR als Hörspiel umgesetzt wurde.