Zu den wiederkehrenden Ritualen der Demokratie gehört der Wahlkampf. Es
verlangt allen Beteiligten ein Höchstmaß an Selbstverleugnung und
Absenkung der Schmerzgrenze ab: Die Parteien müssen den double bind
vollbringen, ihr Profil zu schärfen, also den Kampfesmut ihrer Anhänger
zu stärken, dürfen aber gleichzeitig keine unentschiedenen Wechselwähler
verschrecken, denn man möchte ja neue Wähler gewinnen. Man muss
Entschlossenheit und Tatkraft zeigen, ja, immer auch etwas Wut über den
Status quo, sollte aber gleichzeitig niemanden ausgrenzen, sondern das
Gemeinsame und das gemeinsam Machbare beschwören. Und wo es
Zielkonflikte gibt, muss man sich gnadenlos für Komplexitätsreduktion
entscheiden, damit klar ist: Alles muss sich ändern, aber keiner muss
den Gürtel enger schnallen. Es muss an die Unzufriedenheit appelliert
werden (wer ist schon zufrieden?), aber es muss auch klar sein, dass
Abhilfe möglich ist.
Und weil die nächste Bundestagswahl bevorsteht, hat sich der
Feuilleton-Podcast Die sogenannte Gegenwart den aktuellen Wahlkampf mal
genauer angeschaut. Denn Wahlkampf – das sind Slogans, Bilder und
Narrative, also genau das, was ein phänomenologisch informierter Podcast
wie Die sogenannte Gegenwart zu leisten vermag. Was ist so schlimm am
Lastenfahrrad, in das die Grünen die traditionelle Kernfamilie setzen?
Warum spielen CDU-Mitarbeiter auf ihren Plakaten "normale Menschen"? Hat
die FDP das Testosteron-Level und das Virilitätsprofil in ihrer
Selbstdarstellung gesenkt? Und warum duzt mich die SPD? Nina Pauer und
Ijoma Mangold haben versucht, den Parteien Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen.
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