Man muss aufpassen, dass man nicht sofort spottet über dieses Werk,
seinen Ton, seine Ernsthaftigkeit: “Wir” heißt das Suhrkamp-Buch, das
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geschrieben hat, und das – wenig
überraschend – vor Bundespräsidentenhaftigkeit nur so strotzt. Es wird
gemahnt, ermutigt und gehofft. Steinmeier fragt: Wer sind wir? Was ist
es, das uns noch zusammenhält?
Aber Spott ist hier Fehl am Platz. Man muss Steinmeier (und seinem Team)
dankbar sein für die Leistung, die sie hier vollbracht haben: Selten
wurde der Nullpunkt unserer Diskurse so genau vermessen wie hier. Nach
der Lektüre weiß man genau, wo die normale Meinungsmitte in Deutschland
gerade verläuft und kann sich entlang dieser Achse verorten, mit den
eigenen Abweichungen vom bundespräsidialen Maß. Ein Buch also, das auf
seine eigene Weise die Gegenwart vermisst – wie geschaffen für den
Gegenwartspodcast der ZEIT.
Die Feuilleton-Redakteure Ijoma Mangold und Lars Weisbrod haben “Wir”
gelesen und diskutieren: Warum hat der Bundespräsident so Angst davor,
dass der Staat verächtlich gemacht wird? Was hat ausgerechnet er gegen
das “Schwadronieren”? Wie lässt sich ein “Wir” herstellen in einer
modernen, pluralistischen Einwanderungsgesellschaft? Und warum braucht
man so ein “Wir” überhaupt noch?
Das Gespräch über das Buch von Frank-Walter Steinmeier beginnt bei
18:38 Minuten.
Das Team erreichen Sie unter gegenwart@zeit.de.
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