Vier Rentenmark das Kilo, kommt die Gans zu Nikolaus. Aber ist das viel? Und warum heißt die Rentenmark nicht Roggenmark? "Herr Raffke", der sprichwörtliche Schieberkönig, verkümmert kurz vor Weihnachten allmählich vom Hassobjekt zur Witzfigur. Denn die Preise sinken, und das neue Geld macht glücklich. Im Prinzip. Denn es gibt noch wenig, und für Deutschlands Hungerleider werden weltweit Spenden gesammelt. Bei Wertheim gibt es Stinktierkragen. Sogar Sonntags, am Silbernen Sonntag, wie der Black Friday damals heißt. Und am Central Schlacht- und Viehhof steht die Wucherpolizei auf Posten an der Waage und der Verkaufstheke. Harald Asel und Matthias Schirmer gehen am Ende des Jahres 1923 dem Weihnachtsgefühl der Berliner nach. Und erklären, wer gewonnen hat und wer verloren – in diesem Jahr der Hyperinflation.

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Heute minus 100 - Es geschah in Berlin Folgen
Mythos Berlin. Die Hauptstadt der Ganoven und Nackttänzerinnen, Rotz und Glitter. Die Goldenen Zwanziger Jahre? Der History-Podcast vom rbb blickt genau 100 Jahre zurück in das Jahr 1923, Monat für Monat. Und zeigt: Die Debatten von damals erinnern außerdem an die Gegenwart: Angst vor der Inflation, Verkehrschaos, Flughafenbau, zu viele Touristen in der Stadt… Harald Asel und Matthias Schirmer begeben sich auf Zeitreise in die Weimarer Republik, vor der Weltwirtschaftskrise, und entdecken das Heute im Gestern.
Folgen von Heute minus 100 - Es geschah in Berlin
10 Folgen
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Folge vom 06.12.2023Dezember 1923: Weihnachten mit der Wucherpolizei
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Folge vom 26.10.2023November 1923: Radio – Staatsfunk und Geldmaschine?November 1923: Die Rentenmark kommt – damit will die Regierung die Hyperinflation endlich in den Griff bekommen. Aber die Zeitung kostet zunächst weiter unglaubliche 200 Milliarden Mark am Kiosk. Auch der Zigarrenhändler Werner Kollhoff, offiziell Rundfunkteilnehmer Nummer 1, berichtet später, dass er einen Rucksack voll Geld benötigte, um Ware einzukaufen. Harald Asel und Matthias Schirmer erklären, warum das so ist. Außerdem geht es um Musik im Radio. Der Cellist und Kapellmeister Otto Urack ist der erste Musiker, dessen Konzerte live übertragen werden. Seine Firma, die Funkstunde im Voxhaus, verdient oben unter dem Dach mit Musik und im Erdgeschoss mit Radiogeräten. Radiounterhaltung wird bald ein sehr lukratives Geschäft. Was bedeutet das für die Rundfunkgebühr? Und apropos Unterhaltung: Gibt es jetzt E-Musik oder U-Musik im Radio? In München scheitert der Hitler-Putsch. Im Radio wird die politische Berichterstattung überwacht. Das wirft die Frage auf: wie unabhängig ist das Radio in den 1920ern? Ist das hier Staatsfunk, oder was?
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Folge vom 29.09.2023Oktober 1923: Berlin hört in die Röhre29. Oktober 1923: Geburtstag des Radios in Deutschland – im Berliner Vox-Haus. So heißt es. Doch das ist eigentlich falsch! Denn schon im Weltkrieg experimentierten Funkamateure mit Radio, in den Schützengräben Frankreichs. Wirtschaftsnachrichten und Sonntagskonzerte kamen kurz nach dem Krieg über den Sender. Nicht aus Berlin, sondern vom Funkerberg aus Königs Wusterhausen. Was passierte wirklich vor 100 Jahren? Harald Asel und Matthias Schirmer räumen mit populären Irrtümern auf. Musik und Stimmen aus dem Äther: Das darf die Post und die Programmveranstalter der "Berliner Funkstunde" aber nicht zu viel kosten. Wie primitiv waren die Studios? Wer hört zum Sendestart bei sowas überhaupt zu? War ein Moabiter Zigarrenhändler wirklich der Erste? Der Mann mit Deutschlands Radiohörer-Lizenz Nr. 1 für schlappe 350 Milliarden Mark? Krisenherbst 1923, wie brennend interessiert sich da die Öffentlichkeit für Radio? Und schließlich: Womit wird es gehört? Was kostet ein "Ein-Röhren-Audion"? Und warum ist es so wichtig, die Antenne zu erden? Doch es bleiben so viele Fragen offen, dass im November wohl noch eine Ausgabe fällig wird: Spoiler: War das damals Staatsfunk? Wie funktionierte die Geldmaschine Radio? Und wer machte die Live-Musik?