Alle Menschen werden geboren, doch nur ungefähr die Hälfte von uns ist biologisch überhaupt in der Lage, Kinder zu gebären, resp. hat eine Gebärmutter. Das heisst, dass in Bezug auf die biologischen Prozesse der Fortpflanzung die Menschen nicht als gleich gesehen werden können. Was hat das für Implikationen für unser Zusammenleben?Auf patriarchale moralphilosophische Ansätze können wir nicht zurückgreifen, meint die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Antje Schrupp. Denn: die stellten das männliche Subjekt ins Zentrum und hätten sich nie wirklich mit ethischen Fragen der Fortpflanzung beschäftigt. Deshalb entwirft Schrupp in ihrem Buch «Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung» (unrast transparent, 2022) eine neue Ethik der Fortpflanzung und skizziert Vorschläge für die dringend anstehenden reproduktionsethischen Debatten. Im Talk führt sie aus, weshalb wir neue Wörter brauchen, wenn es um die Fortpflanzung geht, welche Schwachpunkte die traditionellen linken, feministischen Argumentationen gegen ein Abtreibungsverbot aufweisen und weshalb genetische Verwandtschaft nicht zu einem automatischen Anspruch auf Vaterschaft führen sollte.