Die Flame Towers in Baku sind mehr als markante Wolkenkratzer: Die drei Hochhäuser symbolisieren dank nächtlicher Lichteffekte zündelnde Flammen - und sind Symbol dafür, wie die Republik Aserbaidschan wirtschaftlich tickt: Das Land im Südkaukasus verfügt über Öl und Gas - und Aserbaidschans Exportwirtschaft basiert zu 90 Prozent auf diesen fossilen Energierohstoffen.Für den Politologen Hannes Meissner stärkt der Reichtum an Ressourcen nicht nur das Wirtschaftssystem des Landes, sondern auch die Macht des Präsidenten Ilham Aliyev: "Öl- und Gasressourcen werden dazu verwendet, das autoritäre Herrschaftssystem zu unterhalten und zu stabilisieren", erklärt Meissner im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit".Meissner ist Experte für postsowjetische Länder an der Hochschule für Wirtschaft, Management und Finance sowie an der Universität Wien. Außerdem berät er Unternehmen zu politischen Risikomanagementstrategien in diesen Ländern. 2008 und 2009 war er selbst einige Zeit in Baku vor Ort und hat erlebt, wie dort die ersten Hochhäuser errichtet wurden. "Das war die Zeit, als das große Öl- und Gasgeld gerade das Land geflutet hatte", erzählt er in der neuen Podcast-Folge. "Der Repressionsapparat wurde ausgebaut, genährt aus Einkünften aus dem Öl- und Gasexport", so Meissner. Mit gravierenden Folgen: "Die Zivilgesellschaft wurde langsam zur Ruhe gestellt, inhaftiert, aus dem Land gedrängt und nach 2012 dann de facto auch völlig zerschlagen", so der Experte.Mit Großveranstaltungen wie der UN-Klimakonferenz, dem Eurovision Song Contest oder großen Sportereignissen gibt sich Baku heutzutage gerne einen modernen Anstrich. Doch hinter der Fassade regiert Präsident Aliyev das Land mit harter Hand. Zu Russland unterhält Aserbaidschan dabei ein gutes Verhältnis. Meissner spricht von "engsten Beziehungen" zwischen beiden Ländern: Eine postsowjetische, russischsprachige Elite beherrsche das Land und teile geschäftliche Interessen. "Im gegenwärtigen geopolitischen Konflikt mit dem Westen und im Ukraine-Krieg kann sich Russland ganz auf die Unterstützung Aserbaidschans verlassen", so Meissner.Und der Westen? Durch den Ukraine-Krieg hat Aserbaidschan für die Europäische Union als alternativer Gaslieferant zu Russland an Bedeutung gewonnen. Förderkapazitäten sollten ausgebaut werden, doch es fehlte die nötige Infrastruktur für den Transport in die EU. "Auffällig war allerdings, dass nach Abschluss dieses Abkommens Aserbaidschan auch mit Russland ein Abkommen geschlossen hat über die Einspeisung russischen Gases ins aserbaidschanische Pipelinesystem", so der Politologe: "Und so ist es jetzt alles andere als ein Geheimnis, dass auch russisches Gas über Aserbaidschan nach Europa fließt."Das Spannungsfeld ist klar: Einerseits ist Aserbaidschan ein wichtiger Energielieferant, andererseits ein autoritär regierter Staat, der keinerlei Kritik zulässt. In der neuen Podcast-Folge spricht Host Andrea Sellmann auch über die Risiken, die deutsche Unternehmen sehen müssen, wenn sie mit Aserbaidschan wirtschaften. Von Bakus imposanten Flame Towers sollten sie sich jedenfalls nicht blenden lassen.Schreiben Sie Ihre Fragen, Kritik und Anmerkungen gerne an www@n-tv.de. Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.htmlUnsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für Kalifornien sind unter https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.