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Zeitblende

Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen das ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.

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Folgen von Zeitblende

79 Folgen
  • Folge vom 26.08.2023
    Archivperle: Fall Stadelmann. Wie zwei Liebende zu Mördern wurden
    Am 19. Oktober 1957 stirbt Peter Stadelmann. Mit einem Wagenheber wird er erschlagen, dann in die Reuss geworfen, wo er ertrinkt. Die Täter: Ein Aargauer Gipser und seine norwegische Geliebte. Sie wollen nach Amerika und brauchen Geld. Die Zeitblende mit einer Wiederholung vom 10. Oktober 2020. Ihre Tat schreckt das ganze Land auf. Und sie verrät viel über die Schweiz der 1950er-Jahre. Es ist eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, als die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg noch wach war – und bereits der nächste Krieg, der «Kalte Krieg» drohte. Es werden Häuser und Autobahnen gebaut, die Schweizer kaufen sich ausländische Autos und Fernsehgeräte. Doch die 50er-Jahre sind auch eine Zeit der sozialen Ungleichheit, der rigiden Moralvorstellungen, der verklemmten Sexualität. Vor dieser Kulisse spielt sich dieser Kriminalfall ab: Der Gipser Max Märki, ein verheirateter Familienvater, und die norwegische Hilfsköchin Ragnhild Flater verlieben sich ineinander, wollen ausbrechen aus ihrem Millieu und aus der Armut – und wollen nach Amerika. Sie brauchen Geld. Doch der Versuch, den unschuldigen Peter Stadelmann auszurauben, geht schief. Sie bringen ihn um. Der Autor und Journalist Peter Hossli hat den Fall intensiv recherchiert und ein Buch geschrieben. Mit ihm zeichnet die «Zeitblende» diese Geschichte nach. Sie ist auch ein Sittengemälde der damaligen Gesellschaft, wie Monika Dommann, Geschichtsprofessorin an der Universität Zürich, ausführt. __ Diese Zeitblende wurde erstmals am 10. Oktober 2020 ausgestrahlt. In zwei Wochen erscheint wieder eine neue Ausgabe.
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  • Folge vom 12.08.2023
    Keller-Jäggi und das Schächtverbot: Tierliebe oder Judenhass?
    Vor 130 Jahren stimmte die Schweiz über die erste eidgenössische Volksinitiative ab. Das Schächtverbot war von viel Antisemitismus begleitet, aber auch dem noch neuen Tierschutzgedanken. Einer der Köpfe hinter der Initiative war der Aargauer Andreas Keller-Jäggi - was trieb ihn an? Im August 1893 nahm das Schweizer Stimmvolk das Schächtverbot – die allererste eidgenössische Volksinitiative – an. Tiere durften fortan nicht mehr ohne Betäubung geschlachtet werden, also so wie es das rituelle Schlachten nach jüdischer (Koscher) und islamischer (Halal) Art vorsieht. Das Verbot zielte damals, Ende des 19. Jahrhunderts, auf die jüdische Gemeinschaft. Der Abstimmungskampf war entsprechend von viel Antisemitismus geprägt – aber auch von der noch immer relativ neuen Idee des Tierschutzes. Einer der Köpfe hinter der Initiative war Andreas Keller-Jäggi, der Präsident des Aargauischen Tierschutzvereins. Wer war Keller-Jäggi und was trieb ihn an, das Schächten zu bekämpfen – Tierliebe oder Judenfeindlichkeit? Eine Spurensuche, die unter anderem ins Archiv in Aarau führt, in ein Tierheim in Untersiggenthal und, zumindest virtuell, bis nach Japan. Zu Wort kommen unter anderen: * Thomas Metzger, Historiker und Professor an der PH St. Gallen, mit Forschungsschwerpunkt Antisemitismus und Schweizerische Zeitgeschichte * Stephan Häsler, ausgebildeter Tierarzt und in den 2000er Jahren als stellvertretender Direktor des damaligen Bundesamtes für Veterinärwesen mit dem Schächtverbot befasst; heute engagiert er sich für die «Schweizerische Vereinigung für Geschichte der Veterinärmedizin» * Yoko Akiyama, Historikerin und Assistenzprofessorin an der Doshisha Universität in Kyoto, Japan * Astrid Becker, heutige Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins * Laura Bitterli, Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Zürich und Co-Projektkoordinatorin von «Ad fontes» Literatur zum Thema: * Thomas Metzger (2020): Argumentative Konstruktion von Differenz. Die Schächtverbotsinitiative und die Antiminarettinitiative im Vergleich * Yoko Akiyama (2019): Das Schächtverbot von 1893 und die Tierschutzvereine. Kulturelle Nationsbildung der Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts * Stephan Häsler (2010): Die Entwicklung des Tierschutzes in der Schweiz vom 19. Jahrhundert bis zum Erlass des Tierschutzgesetzes * Sibylle Horanyi (2004): Das Schächtverbot zwischen Tierschutz und Religionsfreiheit. Eine Güterabwägung und interdisziplinäre Darstellung von Lösungsansätzen * Pascal Krauthammer (2000): Das Schächtverbot in der Schweiz, 1854-2000, die Schächtfrage zwischen Tierschutz, Politik und Fremdenfeindlichkeit
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  • Folge vom 29.07.2023
    Der erste Frauenstreik der Schweiz
    Die erste Abstimmung zum Frauenstimmrecht wird 1959 wuchtig abgelehnt. Empört über das Ergebnis, beschliessen die Lehrerinnen des Basler Mädchengymnasiums zu streiken. Der Streik strahlt weit über die Schweiz hinaus und steht am Anfang einer Bewegung, die schliesslich das Frauenstimmrecht erkämpft. Luciana Thordai-Schweizer hat als junge Lehrerin am Streik teilgenommen. Sie erzählt in der «Zeitblende», wie sie und ihre Mitstreiterinnen damals den Entschluss für den Streik gefasst haben und dabei sogar bereit waren, ihre Arbeitsstelle zu riskieren. Mit dem Streik brechen die Lehrerinnen gleich mit mehreren gesellschaftlichen Tabus. Frauen gelten in den 1950er Jahren in grossen Teilen der Gesellschaft als politisch unmündig. Frauen, die öffentlich politische Forderungen stellen, seien daher damals etwas Revolutionäres gewesen, sagt die Historikerin Noëmi Crain Merz. Der Streik läutet aber auch eine neue Phase des Kampfes für die Einführung des Frauenstimmrechts ein. Die sogenannte zweite Frauenbewegung unterscheidet sich stark von der bisherigen Bewegung. Die neue Generation ist kompromissloser und konfrontativer. Der Basler Lehrerinnenstreik von 1959 kann auch als Ursprung der modernen, landesweiten Frauenstreiks angesehen werden. Erstmals streiken in der Schweiz Frauen für Frauenrechte – statt, wie damals üblich, aufgrund arbeitsrechtlicher Forderungen.
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  • Folge vom 15.07.2023
    Zweifel säen - die Geschichte der Klimaleugner
    Je grösser die Einigkeit zum Klimawandel in der Wissenschaft, desto aggressiver die Gegenkampagne der Klimaspektiker. Mit viel Geld säten Erdölkonzerne wie Exxon ab den 1990er Jahren Zweifel daran, dass der Klimawandel menschgemacht sei. Zweifel, die bis heute – auch in der Schweiz - weiterleben. Die Harvard-Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes ist eine der profundesten Kennerinnen der Geschichte der Klimaleugnung. Sie erklärt in der «Zeitblende», wie Kampagnen der Klimaleugner funktionieren und wie sie die Wissenschaft verändert haben. Einer von vielen Klimawissenschaftlern, die direkt angegriffen wurden von der Erdölindustrie, war Ben Santer. Der Klimamodellierer arbeitete an dem Bericht des Weltklimarats der UNO mit, der 1995 erstmals festhielt, dass der Klimawandel menschgemacht sei. In der «Zeitblende» erläutert er, wie diese Feststellung sein Leben veränderte.
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