Der Walliser Matthäus Schiner hat eine beachtliche Karriere hingelegt: Geboren um 1465 im Walliser Ort Mühlebach, stieg der brillante Stratege auf zum Diplomaten und Kardinal, zum Berater von Papst und Kaiser. Der Machtmensch und umstrittene Kriegsfürst hatte aussergewöhnliche Begabungen.
Wie kann es sein, dass diesen europäischen Fädenzieher ausserhalb des Kantons Wallis kaum jemand kennt und selbst in seiner Heimat etwas vergessen wurde?
Die Erinnerung an den «Global Player Matthäus Schiner» gelte es wiederzuentdecken, sagt Volker Reinhardt, Professor für Allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Freiburg i.U. Schiner habe eine Schlüsselrolle in der europäischen Politik um 1510 gespielt. Er ist das Gesicht der Schlacht von Marignano, war befreundet mit dem Reformator Huldrych Zwingli, wehrte sich gegen die Reformation.
Carmen Werner und Hermann Anthamatten haben zum 500. Todestag Schiners ein Theaterstück geschrieben und führten beim grossen Freilichttheater «Mensch Schiner» in Ernen auch Regie.
Mit den drei Persönlichkeiten schaut die SRF-Zeitblende auf den Menschen Schiner und dessen Leben und Wirken zurück.
![Zeitblende-Logo](https://www.phonostar.de/images/podcasts/3394_184x184.gif)
PolitikWissenschaft & Technik
Zeitblende Folgen
Die «Zeitblende» erweckt Geschichte zum Leben: bekannte und unbekannte Ereignisse der Schweizer Geschichte – und grosse Episoden der Weltgeschichte. Wir geben denen das Wort, die Geschichte erlebt und mitgeprägt haben. Zeitzeug:innen schildern ihre teils dramatischen Geschichten, historische Figuren werden wieder lebendig. Die besten Historiker:innen ordnen das ein und erklären, wie historische Ereignisse unser heutiges Leben prägen.
Folgen von Zeitblende
79 Folgen
-
Folge vom 27.08.2022Matthäus Schiner: Vom Geissbub zum mächtigen Kardinal
-
Folge vom 18.06.2022Alexander von Humboldt und seine Schweizer PrägungDer deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt wird dank seiner Reise durch Lateinamerika (1799-1804) weltberühmt. Er entdeckt die Vegetationszonen und begründet die Pflanzengeografie. Seine Reise ist auch dank Hilfe aus der Schweiz möglich. Diese Zeitblende schildert die Hintergründe Gesprächspartner: Oliver Lubrich, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Bern Joachim Eibach, Professor für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Bern. In Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Geschichtstagen. Verwendete Literatur: Ette, Ottmar (Hg.) (2018): Alexander von Humboldt Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Stuttgart: J. B. Metzler. Ette, Ottmar: Alexander von Humboldt-Chronologie. In: edition humboldt digital. Berlin: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. URL: http://editino-humboldt.de Jahn, Ilse & Lange, Fritz G. (1973): Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts: 1787-1799. Berlin: Akademie-Verlag. Lubrich, Oliver (2022): Humboldt oder wie das Reisen das Denken verändert. Berlin: Matthes & Seitz. Lubrich, Oliver & Nehrlich, Thomas: Alexander von Humboldt in Bern. Bern: Universität Bern. URL: https://humboldt.unibe.ch/ Moheit, Ulrike (1993): Alexander von Humboldt. Briefe aus Amerika. 1799-1804. Berlin: Akademie-Verlag. Wulff, Andrea (2015): Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur. 4. Aufl. München: C. Bertelsmann Verlag.
-
Folge vom 04.06.2022Die Geburtsstunde des EurosDer Euro sollte die EU zusammenschweissen. Vor 20 Jahren wurde der neue Geldschein in zwölf Ländern in Europa eingeführt. Die Euphorie war riesig. Doch schon bald tauchten die ersten Probleme am Horizont auf. 1998 sprach der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl von einer der «wichtigsten Entscheidungen des Jahrhunderts». Heute ist von dieser Euro-Euphorie übriggeblieben. Die Zeitblende von SRF4News blickt zusammen mit dem Ökonomen Oliver Landmann zurück auf die Geburtsstunde des Euros und die Krisenjahre, die folgten. Und wir fragen nach der Zukunft dieser Währung, die Europa hätte näher zusammenbringen sollen.
-
Folge vom 21.05.2022Max Emden und die Brissago-Inseln1934 liegen sich die Tessiner Behörden und Bundesbern in den Haaren. Der reiche Besitzer der Brissago-Inseln im Lago Maggiore soll eingebürgert werden. Für ihn spricht: sein Geld – dagegen: die Angst vor Überfremdung, die jüdische Familiengeschichte. Am Ende müssen die Emdens die Inseln verkaufen. Der deutsche Millionär Max Emden kauft sich in den 1920er-Jahren die Inseln von Brissago im Tessiner Teil des Lago Maggiore – heute ein beliebtes Ausflugsziel. Er baut sie luxuriös aus, mit einem Römischen Bad und einem grossen Bootshaus. Im Dach der grosszügigen Villa steht bis heute das Inselmotto: «Auch Leben ist eine Kunst.» Vom Reichtum wollen auch die Tessiner Gemeinden profitieren. In der Einbürgerungsakte Emdens, aus der im Rahmen dieser Zeitblende erstmals zitiert wird, heisst es: «Im Hinblick auf eine zu erwartende fette Erbschaftssteuer» habe man Emden im Tessin die Einbürgerung angeboten. Aus Bern hingegen kommt Widerstand, aus Angst vor einer drohenden Überfremdung. Der Fall zeige exemplarisch die gegensätzlichen Interessen in der Schweizer Migrationspolitik dieser Zeit, sagt Christin Achermann, Professorin für Migration, Recht und Gesellschaft an der Universität Neuenburg. «Es gab handfeste Interessen, dass diese Personen investieren würden.» Das tut auch Emden. 1934 wird Max Emden eingebürgert, sein Sohn Hans Erich hingegen erhält keinen Schweizer Pass. Als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kommen, enteignen sie den Familienbesitz der Emdens, bürgern Hans Erich aus. Als das Geld der Familie zur Neige geht und der Vater 1940 im Sterben liegt, darf Hans Erich Emden für zwei Wochen in die Schweiz reisen. Dann muss er sich nach Südamerika retten. «Er war in riesiger Not und es wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn die Schweiz da ihre Hand ausgestreckt hätte», sagt Maeva Emden, die Urenkelin des Millionärs von den Brissago-Inseln. In der Folge verkauft die Familie die Inseln. Heute kritisiert sie, Kanton, Gemeinden sowie Heimat- und Naturschutz hätten den Preis gedrückt, um selber günstig kaufen zu können. Auch deshalb sind die Inseln heute für die Bevölkerung zugänglich. Eine Entschädigung will die Familie nicht – «es geht um die Erinnerung», sagt Maeva Emden. Sie fordert etwa, dass auf der Insel ein Raum eingerichtet wird, in dem die Geschichte des Ortes dokumentiert wird. Die Zeitblende wagt eine Annäherung an diese Geschichte.