"Es hat sich organisch entwickelt, es war kein abrupter Schluss" - Leopold Lindtberg über seine Rückkehr vom Film zum Theater
Mit knapp zwei Dutzend Streifen, bei denen er Regie führte, wurde er zum "Schöpfer" des schweizerischen Films. Doch seine Leidenschaft galt vor allem dem Theater. Leopold Lindtberg führte Regie an zahlreichen Bühnen in der Schweiz, Österreich und in Deutschland und konnte schließlich auf eine Bilanz von über vier Hundert Inszenierungen zurück blicken – eine Leistung, die wahrlich nur schwer zu überbieten ist.
Vom Schauspieler zum Regisseur
Zur Welt kam Leopold Lindtberg am 1.6.1902 in Wien, wo er zunächst als Schauspieler seine ersten Schritte machte. Bald trat er an den Theaterbühnen in Berlin und Düsseldorf auf. Und bereits mit 24 Jahren begann er auch Regie zu führen – eine Tätigkeit, die ihn später weltberühmt machen sollte. 1933 wurde auch für Leopold Lindtberg zu einem schicksalhaften Jahr – der junge Regisseur emigrierte in die Schweiz, wo er am Züricher Schauspielhaus weiter arbeiten konnte und schließlich für einige Jahre zu seinem Direktor wurde. Diese Stadt sollte für ihn eine neue Heimat werden, die er erst nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweilig für andere Engagements und Projekte verließ.
Europa, Israel, Japan
Diese Engagements führten Leopold Lindtberg an zahlreiche Bühnen des deutschsprachigen Raums, etwa in Wien, Salzburg, Hamburg oder auch Frankfurt. Zugleich erfreute sich die Qualität seiner Inszenierungen immer größerer Anerkennung. So engagierten auch die Bühnen in Israel und Japan Leopold Lindtner für ihre Aufführungen. Bald galt er als Kapazität für die Interpretation von Klassikern. Unvergessen bleiben dem Theaterpublikum seine Inszenierungen von Shakespeares Dramen, wie "Hamlet", und Schillers "Wallenstein" in Wien, oder auch "Faust I und II" sowie "Iphigenie" von Goethe in Salzburg, um nur einige wenige zu nennen. Die Bilanz einer solch regen Tätigkeit von Leopold Lindtberg weist die imposante Zahl von über vier Hundert Inszenierungen auf Theater- und Opernbühnen auf. Doch nicht nur das Theater profitierte von dem Talent des Regisseurs: auch der schweizerische Film kam unter seinem Einfluss immer mehr zur Geltung.
Die große "Chance"
Im Vergleich zu seinem theatralischen Schaffen stellt sich das filmische Werk von Leopold Lindtberg etwas kleiner dar. Sein Debüt als Filmregisseur gab er bereits 1932 mit dem Kurzfilm "Wenn zwei sich streiten" mit Käthe Haack. 1938 kam sodann ein Film in die Kinos, der schon etwas mehr Beachtung fand: "Füsilier Wipf" nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Haller mit Paul Hubschmid in der Titelrolle. Doch nach einigen Jahren sollte unter der Regie von Leopold Lindtberg ein Film entstehen, der den Rang einer der berühmtesten Produktionen des schweizerischen Kinos erlangen sollte - "Die letzte Chance", so hieß das Flüchtlingsdrama von 1945, das auch international Furore machte. Für diesen Streifen wurde Leopold Lindtberg mit dem Grand Prix in Cannes und auch mit dem Golden Globe Award im Bereich der internationalen Verständigung ausgezeichnet. Es folgte weitere Filme des Regisseurs, die seinen Ruhm als Meister untermauerten. Knapp zwei Dutzend zählt seine Filmografie, darunter solche Filme wie "Die vier im Jeep" oder auch "Heinrich VI". Unter den zahlreichen Ehrungen, mit denen Leopold Lindtberg ausgezeichnet wurde, befinden sich unter anderem die Josef-Kainz-Medaille oder auch das Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft der Republik Österreich. Leopold Lindtberg starb am 18.4.84 in Sils-Maria im Oberengadin.
Im November 1972 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Leopold Lindtberg über seine Arbeit.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich