Zu Besuch beim RBB
Hinter den Kulissen einer Feature-Produktion
2. Seite: Balance zwischen Publizistik und Kunst
Zum dritten Mal wiederholt Behrens geduldig denselben Satz: "Alle Geschwister meines Vaters sind ..." Jurzik neigt ihren Kopf zur Seite, verzieht das Gesicht und sagt: "Ja, so in der Art, aber trink noch mal was - du knisterst." Jetzt geht es nur noch um Nuancen in der Stimme. Behrens ist Profi genug, um das zu wissen.
Der 67-jährige Autor steht kurz auf, greift zur Wasserflasche, nimmt einen kräftigen Schluck und beginnt erneut zu sprechen. "Ja, den nehmen wir. Es geht auf Seite fünfzig weiter", kommentiert Jurzik im Anschluss. Sie ist maßgeblich für die Themenauswahl der Kulturradio-Features zuständig.
Kulturradio-Features beleuchten Hintergründe
Zum Teil kämen freie Autoren mit Themenvorschlägen auf sie zu, oft würden die Kulturradio-Redakteure aber auch mit "Stammautoren" gemeinsam Themen entwickeln. Viermal im Jahr treffen sich die Redakteure der Feature-Abteilung des RBB und des MDR, die eng zusammenarbeiten. "Dann sprechen wir anhand einer Projektskizze über die Vorschläge, die uns im Vorfeld besonders gut gefallen haben und entscheiden, welche Features realisiert werden."
Dabei achte sie auch darauf, dass die Mischung stimmt: Persönliche Geschichten und politische Features, aktuelle wie zeitlose Themen und Neuaufträge sowie Features aus dem RBB-Archiv stünden im Programm. "Egal, worum es geht, stets werden Hintergründe intensiv beleuchtet und es entsteht eine Balance aus Publizistik und Kunst", erklärt Jurzik den Anspruch an die Hörstücke.
Wenn die Entscheidung für ein bestimmtes Feature gefallen sei, würden sie den Autor aber nicht im Stich lassen. "Wir begleiten den gesamten Entstehungsprozess, unsere Redakteure hören sich während der Recherchephase erste O-Töne an, lesen das Manuskript und tauschen sich darüber aus." Vor allem bei der dramaturgischen Gestaltung eines Features würden sie die Autoren unterstützen, oft entstünden so zwei bis drei Fassungen.