Zu Besuch beim RBB
Hinter den Kulissen einer Feature-Produktion
Ein Schmatzer, ein Magenknurren - und noch mal alles von vorn. In der Feature-Produktion beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) steht Qualität an erster Stelle. Doch was genau passiert im Aufnahmestudio? phonostar nimmt beim Kulturradio in Berlin die Spurensuche auf.
Nur eine Glasscheibe trennt Renate Jurzik von Alfred Behrens, der ihr gegenüber vor einem Mikro sitzt und durch ein Manuskript blättert. "Also, Alfred, wir sind auf Seite 45", sagt die Leiterin der Feature-Abteilung des RBB. Heute übernimmt sie im Aufnahmestudio ausnahmsweise den Job des Regisseurs - zumindest für diese Wortaufnahme. Denn Alfred Behrens ist nicht nur Autor und Regisseur des Features "Wirtschaftsmacht und Demokratie - Die Soziale Marktwirtschaft in der Krise", er spricht auch selbst einige Passagen ein. Und Jurzik überwacht im Regieraum gemeinsam mit Toningenieur Kaspar Wollheim und Technikerin Venka Decker die Sprachaufnahmen für die Kulturradio-Produktion.
"I'm ready, when you're ready", sagt Behrens und beginnt schließlich zu sprechen, als Jurzik ihm zunickt: "Alle Geschwister meines Vaters sind Anfang der 30er Jahre jung verheiratet, dann die große Arbeitslosigkeit. Politik scheint im Leben dieser Arbeiterfamilie nicht vorzukommen."
Während er diese zwei Sätze liest, setzt Jurzik ihre Lesebrille auf und verfolgt seine Worte konzentriert auf ihrem Manuskript. Dann sagt sie: "Ja, das ist okay. Aber du bist nicht ganz im Stil, den wir bisher hatten. Da sind einige Verzögerungen. Versuch mal, ein kontinuierliches Tempo beizubehalten." Er nickt und beginnt erneut: "Alle Geschwister meines Vaters sind ..."
Vier Jahre Recherche für ein Feature
Ausgangspunkt dieses Features war ein Zeitungsfoto, ein Bild im Londoner Guardian - es zeigt eine Menschenschlange vor einer englischen Bank: Northern Rock. "Der Fels war ins Rutschen geraten - deshalb versuchten die Menschen in der Schlange, ihr Geld herauszuholen aus der Bank. Das war im Herbst 2007. In den folgenden Monaten gerieten auch andere Banken ins Rutschen, in aller Welt", erklärt Behrens seine Motivation, sich mit der Finanzkrise zu befassen.
Vier Jahre lang hat er sich mit dem Zeitraum vom Schwarzen Freitag 1929 bis zum Schwarzen Freitag 2008 beschäftigt. Collagenartig setzt er Zitate von Zeitzeugen, Textpassagen von Zeitungsartikeln und eigene Erinnerungen aus seiner Kindheit zu einem Ganzen zusammen.