Die Corona-Schutzverordnung des Landes Sachsen regelt es: Sport in Vereinen und zusammen mit mehreren Personen ist so gut wie nicht mehr möglich. Klingt ganz einfach, ist es aber nicht. Die 97 Worte in Paragraph 4, Punkt 6a) und b) werfen Fragen auf. "Für uns stellt es sich als schwierig heraus, die Amtssprache in Sportsprache zu übersetzen," kommentiert Christian Dahms, was seit Montag im Freistaat gilt.
Dahms ist Generalsekretär des Landessportbundes (LSB) und Gesprächsgast der aktuellen Folge CoronaCast. In dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie spricht der 46-Jährige über die Lage des Sports in Zeiten von Corona.
Der LSB, so Dahms, habe Verständnis dafür, dass in Anbetracht steigender Infektionszahlen Kontakte minimiert werden sollen. "Jedoch hat der Sport in den vergangenen Monaten durch das Erarbeiten von Hygienekonzepten viel dafür getan, dass es nachvollziehbar ist, wer sich wann und wo begegnet." Dass es erneut ein Herunterfahren in fast allen Bereichen gibt, führe dazu, dass sich Menschen nicht mehr ausreichend bewegen könnten. Schließlich sind fast alle Sporteinrichtungen bis mindestens Ende November für Breiten- und Freizeitsportler geschlossen.
Dennoch sieht der LSB-Chef in der aktuellen Situation auch ein Chance. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, unsere Konzepte zu verbessern." Gelernt habe man auch aus der Restart-19 -Studie der Universität Halle. "Bei dem Tim-Bendzko-Konzert hat man gesehen, an welchen Stellen es kritisch wird." Demnach ballt es sich beim Ankommen vor Stadien oder wann immer Menschen auf etwas warten. Man könne das auch auf den Sport übertragen. Um es sicherer zu machen, müssten Abläufe entzerrt werden. "Das gilt im professionellen Bereich wie für Breiten- oder sogar Kindersport", sagt Dahms.
Größere Probleme sieht der LSB-Mann in der durch die sächsische Verordnung beschriebene Unterteilung zwischen Profis und Amateuren. Denn ausgenommen vom Kontaktverbot sind nur Berufssportler und deren Wettkämpfe, die ohne Zuschauer stattfinden müssen. Und als Berufssportler gilt, wer einen entsprechenden Arbeitsvertrag hat und mit dem Sport seinen Lebensunterhalt sichert. "Genau das trifft nicht auf alle Leistungssportler zu. Manche sind Studenten oder gehen einen dualen Weg, weil sie vom Sport allein nicht leben können." An dieser Stelle wünscht sich Dahms mehr Spielraum.
Zudem wirbt der LSB bei der Politik darum, dass die aktuell noch bis Ende 2020 laufende Soforthilferichtlinie um ein Jahr verlängert wird. "Das kann Vereinen und Sportlern, die jetzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten, Sicherheit geben", so Dahms, der dieses Anliegen am vergangenen Montag bei einem Treffen Sachsens Ministerpräsident Kretschmer vorgetragen hat.
Außerdem in dieser Podcast-Folge:
- Was können Sportvereine tun, wenn sie durch Corona in finanzielle Schieflage geraten?
- Es kommen vier Leistungssportler zu Wort, die ihre Sicht auf Corona schildern und die Rolle des Sports einordnen. Es sprechen: DSC-Volleyball-Kapitänin Lena Stigrot, Shortrackerin Anna Seidel, Paralympics-Goldmedaillengewinnerin Christiane Reppe und Bob-Pilot Francesco Friedrich.
- Im O-Ton: Ausschnitt aus der Regierungserklärung von Ministerpräsident Michael Kretschmer vom 4. November
- Faktencheck: Virologe Alexander Dalpke erklärt, wieso Aerosole bei der Corona-Übertragung nicht die Hauptrolle spielen
- Beitrag von Andreas Szabó über das Infektionsrisiko beim Sport