In Frankreich steht am Sonntag die Stichwahl der Parlamentswahlen an.
Und zum ersten Mal könnten auch in der Bretagne rechtspopulistische
Abgeordnete des Rassemblement National (RN) gewählt werden. Denn die
exception bretonne, die bretonische Ausnahme, gibt es nicht mehr. Lange
galt die Region als unempfänglich gegen die Ideen der Rechtspopulisten.
Aber in der traditionell links und konservativ wählenden Region im
Nordwesten des Landes ist der Frust groß.
In dieser Podcastfolge gehen wir auf eine Reise in die Bretagne.
Genauer: in den vierten Wahlkreis des Départements Côtes-d'Armor. Bisher
stellte der Wahlkreis eine linke Abgeordnete. Jetzt hat der Kandidat des
Rassemblement im ersten Wahlgang die Mehrheit bekommen. Wie kommt das?
In einer Bar in Callac treffen wir Catherine und Paulo, die sich
beklagen, dass alles zu teuer geworden ist. Das Geld vieler Menschen
reiche nicht mehr zum Leben. Supermärkte schließen, die Dörfer
verfallen. Liberté, égalité, fraternité? Das gibt es nicht mehr, sagt
Catherine. Die Franzosen und Französinnen sind gekränkt und wütend.
Die junge Aktivistin Marie-Alice will sich dafür einsetzen, dass die
Leute mehr darüber sprechen, wie es ihnen geht, sie sagt, wenn man
verstehen will, warum die Leute RN wählen, ist das wichtig.
Gefühle, sagt auch die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay,
spielten in diesem Wahlkampf eine große Rolle.
Für Mathieu, den Kuhzüchter in seinem kleinen Dorf, spielt vor allem
eine Rolle, ob er von seiner Arbeit einigermaßen gut leben kann. Und ob
er seine Arbeit so machen kann, wie er es gerne tut. Er hält seine Kühe
draußen, auf der Weide, sie ernähren sich von Gras, wachsen deshalb
langsamer als ihre Artgenossinnen in den Mastställen. Aber, sagt
Mathieu, das sei nicht mehr rentabel. Wenn er sich zwischen links und
rechtsextrem entscheiden müsse, sagt Mathieu, dann wähle er eben
rechtsextrem. Zum ersten Mal in seinem Leben.
Moderation und Produktion: Simone Gaul
Redaktion: Elise Landschek
Fragen, Kritik, Anregungen? Sie erreichen uns unter wasjetzt@zeit.de.
[ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner
finden Sie HIER.
[ANZEIGE] Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten,
testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos DIE ZEIT. Hier geht's zum Angebot.