Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief Deutschland und die EU
auf, mehr in die Sicherheit zu investieren. "Die Vorstellung, dass wir
uns selbst nicht verteidigen müssen, hat Putin zerbombt", meint
Baerbock. Deutschland benötige einen Sicherheitshaushalt, der das
entsprechend widerspiegele. Dafür brauche es mehr Soldatinnen und
Soldaten, für eine Wiedereinführung einer Wehrpflicht sprach sie sich
aber nicht aus, sondern befürworte eine Freiwilligkeit.
Baerbock betonte zudem, dass es wichtig sei, der Ukraine weiterhin zu
helfen – auch für die deutsche Sicherheit. "Wenn wir die Ukraine nicht
weiter unterstützen, nicht nur sich selbst zu verteidigen, sondern die
russischen Truppen bei ihrem Vormarsch zu stoppen, dann ist unsere
eigene Sicherheit maximal gefährdet", sagte sie im Gespräch mit Tina
Hildebrandt und Roman Pletter, DIE ZEIT.
Zur Debatte um die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen plädierte
Baerbock für eine parteiübergreifende Bundestagsentscheidung ohne
Fraktionszwang. Dies sei "keine Frage für koalitions- oder
parteipolitische Scharmützel", vielmehr gehe es um "so eine wichtige
gesellschaftlich-politische Frage, dass man gruppenübergreifende Anträge
macht". Es gehe um die Frage der Selbstbestimmung des eigenen Körpers.
Die geltende Regelung, dass eine Abtreibung grundsätzlich strafbar sei,
sei "vollkommen aus der Zeit gefallen".
Zu ihrem Verzicht auf eine erneute Kanzlerinnenkandidatur sagte
Baerbock, sie wolle sich voll und ganz auf das Thema Außenpolitik
konzentrieren. Auf die Frage, warum sie dies über den US-amerikanischen
Nachrichtensender CNN verkündete, sagte sie: "Es ist mir einfach richtig
vorgekommen in dem Moment." Ob ihr Parteikollege Robert Habeck aus ihrer
Sicht als Kandidat antreten sollte, ließ die Ministerin offen.
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Veranstaltung Eine Stunde ZEIT
mit …, die am 26. Juli 2024 in Hamburg vor Publikum stattfand und auch
als Videoaufzeichnung verfügbar ist.