Laut jüngsten Umfragen ist Robert Habeck beliebter als Bundeskanzler
Olaf Scholz. Dabei verfolgt er momentan eine umstrittene und gerade für
seine Partei schmerzhafte Politik: Um Deutschland angesichts des Krieges
in der Ukraine von russischer Energie unabhängig zu machen, ging der
Bundeswirtschafts- und Klimaminister Deals mit Katar ein. Wie plant
Habeck, die Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland
sicherzustellen? Und was wird geschehen, falls Russland Europa selbst
das Gas abdreht?
Habeck hält einen Lieferstopp von russischem Gas für möglich: "Dass das
ausgeschlossen ist, würde niemand, der bei Sinn und Verstand ist,
behaupten", so der Vizekanzler im Gespräch mit Mariam Lau und Roman
Pletter bei der Langen Nacht der ZEIT in Hamburg.
Um Versorgungsengpässen vorzubeugen, gebe es zwei Möglichkeiten:
"Entweder man gibt den Unternehmen Geld", das falle aber früher oder
später auf die Steuerzahler zurück. Oder man erlaube den Unternehmen,
die Preise direkt an die Kunden weiterzugeben. Das sei allerdings "ein
sehr, sehr scharfes Schwert, das wir noch nicht gezogen haben, weil wir
noch an anderen Möglichkeiten arbeiten, die vielleicht den Keil nicht so
scharf in die Gesellschaft treiben. Aber ausschließen kann ich das auch
nicht."
Europa habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges zum Positiven
verändert, findet Habeck. Es gebe "eine ganz große Solidarität, auch mit
der Ukraine, aber auch mit diesem Land". Habeck weiter: "Irgendwie ist
Europa stärker geworden." Auch Deutschland sei "vielleicht sogar ein
bisschen solidarischer geworden. Und ich glaube, ohne zu spoilern, von
der Solidarität werden wir noch ein ganzes schönes Stück brauchen im
nächsten halben Jahr oder Jahr."
Als Politiker sei es ihm wichtig, das Zuhören nicht zu verlernen, so
Habeck. Es sei "auch eine professionelle Deformation, die man auch
später bei einigen merkt, dass man immer glaubt, man muss derjenige
sein, der entscheidet. Und das wieder loszuwerden, ist auch was Gutes."