Für Ingo Schulze gibt es heute viele Gründe, auf die Straße zu gehen. Im
Gespräch mit Martin Machowecz, dem Büroleiter der ZEIT im Osten, spricht
er im Podcast "ZEIT Bühne" über seine Abneigung gegenüber Pegida, seine
Rolle als Wendeautor und über seinen Roman "Die rechtschaffenen Mörder",
aus dem der Autor auch einige Passagen liest.
Mit der Radikalisierung der Gesellschaft hat sich Ingo Schulze also
nicht abgefunden. Damit, als Wendeautor bezeichnet zu werden, dafür
schon. Früher hätte er sich darüber aufgeregt, aber das sei ein Kampf
gegen Windmühlenflügel. Inzwischen sei es ihm "eigentlich schnurz". In
seinen Romanen geht es oft um Wende- und Nachwendeschicksale. Bekannt
wurde Ingo Schulze mit seinem 1998 erschienen Roman "Simple Storys – Ein
Roman aus der ostdeutschen Provinz" bekannt. Die Zeit Anfang der
NEunzigerjahre, in der er den Kapitalismus im Schnellkurs habe lernen
müssen, sei für ihn prägend gewesen.
Ingo Schulze, Sohn einer Ärztin, äußert sich außerdem kritisch zum
deutschen Gesundheitssystem, denn "wir müssen, glaube ich, als
Gesellschaft sehr genau sagen, wo wir keine Marktwirtschaft wollen. Wo's
irgendwie um Werte geht, eben wie Gesundheit und Würde, wo das eben
keine Rolle spielen muss". Er finde es "absurd, dass Krankenhäuser von
Hedgefonds gekauft werden können" und "sehr fragwürdig, wenn nicht mehr
die Rede von Patientinnen und Patienten ist, sondern von Kundinnen und
Kunden".
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Online-Live-Veranstaltung aus der
Reihe "Eine Stunde ZEIT mit …", die am 24. Juni 2020 in Berlin
stattfand.
Weiterführende Links:
https://www.zeit.de/2020/11/die-rechtschaffenden-moerder-ingo-schulze-roman