Die ausartende Gewaltspirale in Deutschland
Die ausartende Gewaltspirale in Deutschland © Ahmed Ali / freeimages.com

Feature

Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau

Der Asylbewerber Oury Jalloh aus Afrika wurde 2005 in der Polizeihaft gefesselt verbrannt. Doch die Beamten stellten die Behauptung entgegen, dass er sich selbst angezündet hätte. Seit 15 Jahren ist die Justiz damit beschäftigt, den Fall aufzuklären und macht es zur politischen Debatte.

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Dieser Fall wirft die Frage auf, warum der Asylbewerber Oury Jalloh sterben musste? Und auch in diesem Zusammenhang noch zwei andere Fälle, die in dieser Polizeiwache noch nicht aufgeklärt wurden. Liegt es etwa an der Unfähigkeit der Polizeibeamten zur Ermittlung oder an den Richtern, die den Zweifel an der Täterschaft eines Verbrechens der Polizei hegen? Oder perfider: eine systematische Vertuschung?

Die Autorin hat über zehn Jahre den Fall bearbeitet und verfolgt. Sie hat mit allen Beteiligten, von Zeugen, Polizisten, Staatsanwälten, Brandexperten, Rechtsmedizinern bis hin zu Kriminologen gesprochen und ein unfassbares Bild erhalten. Ihre Recherchen führen sie in den Bereich grausamer Polizeitraditionen aus Vopo-Zeiten, mit rassistischer Ausartung und gewaltbereitem Rechtsradikalismus, die nicht nur in Sachsen-Anhalt vorzufinden waren. Die Bereitschaft wegzuschauen war in den oberen Reihen der Verwaltung und Politik groß. Nun ist dieses Problem nicht mehr Lokal, sondern bundesweit.

Die fünfteilige Sendung wird die aufwendige Suche nach der Wahrheit über den Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh und zwei weiterer Dessauer Bürger berichten. Und liefert auch Gründe für die Chancenlosigkeit der Gegenwehr der Opfer von Polizeigewalt. Denn Gruppenzugehörigkeit und falsch verstandene Loyalität in Strafverfolgungsbehörden werden zur Gefahr der Rechtsstaatlichkeit.

Aus diesem Asylbewerberfall wurde ein Polizeiskandal und nun ein Justizskandal, der jetzt auch die Politik beschäftigt. Doch es gibt noch Hoffnung auf eine späte Aufklärung.

Zum Autor

Margot Overath absolvierte ein Studium in den Sozialwissenschaften und begann ihre Karriere 1980 als freie Reporterin bei Radio Bremen im Bereich des Jugendfunks. Diese Ära war geprägt von Hausbesetzungen, heftigen Demonstrationen und Gerichtsprozessen. In zahlreichen Verfahren nahm sie auf der Pressebank Platz und verfasste Berichtserstattungen. Ab dem Jahr 1984 erschuf sie Radiofeatures für diverse Rundfunkanstalten innerhalb der ARD. 1997 erhielt sie den CIVIS Medienpreis für die Features "Abgeschoben" (RB) sowie "Auf der Flucht. Wie der junge Koudjo aus Togo doch noch in Deutschland Asyl bekam" (DLR/RB). Im Folgejahr bekam sie für "Auf der Flucht" auch die Auszeichnung der Internationalen Journalistenvereinigung (IFJ). Das erste Feature über den Todesfall Oury Jalloh, betitelt "Verbrannt in Polizeizelle Nr. 5", wurde 2010 vom MDR produziert und erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter der "Robert Geisendörfer Preis" und der "Marler Medienpreis Menschenrechte" von Amnesty International.

"Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau " im Überblick

Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau

von Margot Overath

Mit Max von Pufendorf, Svenja Wasser, Stefko Hanushevsky u. a.

Produktion: 2020

Sendezeit Sa, 04.01.2025 | 09:00 - 09:35 Uhr
Sendung MDR KULTUR "Feature"
Radiosendung