Hoteliers, Gastronomen und Kulturschaffende atmen auf. Die Inzidenzwerte sind über Wochen rückläufig und verharren nun auf niedrigem Niveau. Die Testpflicht gibt es teilweise nicht mehr, nur die Einhaltung der Kontaktnachverfolgung und Maskenpflicht ist geblieben. Der Sommer kann kommen. Doch wird er auch gut? Erholen sich die von monatelangen Schließungen hart getroffenen Wirtschaftsbereiche? Und was passiert nach dem Sommer, wenn, wie von Virologe erwartet wird, die Corona-Zahlen wieder steigen sollten?
Im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie, blickt Sachsens Staatsministerin für Tourismus und Kultur, Barbara Klepsch (CDU), vorsichtig voraus. Denn konkrete Antworten auf Fragen, die eine Zukunft jenseits der Gültigkeitsdauer von Schutzverordnungen betreffen, kann es auch hier nicht geben. Daran ist nicht die Politik schuld, sondern das Virus, das bekanntlich keinen Vorgaben oder Wünschen folgt.
Dennoch gebe es Pläne und Maßnahmen, die Unternehmen Perspektiven aufzeigen sollen. "Es gibt einen ganzen Blumenstrauß an Hilfsangeboten", zählt Klepsch auf. Neben den Hilfen des Bundes habe Sachsen auch speziell für einzelne Bereiche Programme aufgelegt. "Wie kürzlich gesehen beim Angebot für Zoos und Tierparks."
Sicherheit bringe auch die Verlängerung der Antragsfrist für die Überbrückungshilfe III bis September. In Sachsen haben bisher 3.726 Beherbergungs- und Gastrobetriebe Anträge gestellt. Davon sind laut Sächsischer Aufbaubank bisher 2.738 mit einem Volumen von rund 120 Millionen Euro bewilligt.
Zudem sollen für den Herbst und Winter, "falls wegen steigender Coronazahlen neue Verordnungen nötig werden", unter anderem Modellprojekte für mehr Planungssicherheit sorgen. "Wir hatten einen traumhaften Winter mit leeren Skiliften", sagt Klepsch. Auch um das zu verhindern, würden in Sachsen mit einem Förderprogramm jetzt entsprechende Modellprojekte unterstützt.
Unterdessen seien bei der in ihrem Ministerium angesiedelten und für Modellprojekte zuständigen Kommission bisher 23 Anträge gestellt worden. "Zehn davon sind bewilligt, die übrigen sind teils zurückgestellt oder werden noch überarbeitet", so Klepsch. Letztere dürften jene sein, die dann zum Tragen kommen, wenn Corona zurückkehrt.
Soweit die mittelfristige Planung. Doch wie sieht das Fernziel aus? Wann erreicht der sächsische Tourismus wieder das Vor-Corona-Niveau? "Wir rechnen mit 2022 oder doch eher 2023." Der Corona-Einbruch, rechnet Klepsch vor, hat immense Ausmaße. Für 2020 verzeichnete die Branche im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang von 3,5 Milliarden Euro, es gab 35 Prozent weniger Übernachtungen und 50 Prozent weniger Besucher im Freistaat.
Davon müssten sich die Unternehmen erst einmal erholen. Und das nicht nur finanziell, sondern auch personell. Dass die Personaldecke in Tourismus und Gastronomie dünn ist, war schon vor Corona bekannt. "Die Pandemie hat das aber verstärkt. Viele haben sich beruflich neu orientiert." Klepsch kennt das Problem, sieht aber die Politik bei der Lösung nicht allein in der Pflicht. Attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung müssten her. Dafür sorgen, dass Personal bleibt oder zurückkommt, müssten die Unternehmen selbst.
Der Podcast wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.