Die Lage könnte kaum angespannter sein: Kliniken in Sachsen stehen kurz vor der Überlastung, Regierungschef Kretschmer schließt einen Lockdown nicht mehr aus und das Land streitet über Weihnachtsmärkte. Die Impfkampagne stockt, die Menschen sind zunehmend frustriert.
Schlangen bei Impfaktionen und Berichte von Hausärzten, die bis in den Januar hinein ausgebucht sind, lassen an Sachsens Krisenfestigkeit zweifeln. Im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de, erklärt DRK-Sprecher Kai Kranich, was mobile Impfteams aktuell erleben - und mit welchen Maßnahmen wieder Tempo ins Impfen kommen soll.
Man müsse nicht groß drumherum reden. "Es sind unzumutbare Zustände", sagt Kranich mit Blick auf das, womit die mobilen Teams des Deutschen Roten Kreuzes in Sachsen derzeit konfrontiert seien. Konzeptionell sei ein solches Team, von denen es aktuell 30 in Sachsen gibt darauf ausgelegt, pro Tag 100 bis 200 Impfungen durchzuführen. "Es kommen jetzt teilweise schon vor Beginn einer Impfaktion so viele Menschen, dass wir die, die nachkommen, vertrösten müssen."
Der Frust derer, die man nicht drannehmen könne, entlade sich nicht selten am impfenden Personal. "Ich kann die Leute verstehen. In einem Fall, den ich selbst erlebt habe, kam ein Mann das dritte Mal vergebens", so Kranich.
Die Pläne des Sozialministeriums, die personellen Kapazitäten der mobilen Impfteams verdoppeln zu wollen, hält Kranich für nötig. Zudem soll es in 13 Landkreisen wieder feste Standorte geben. Das Wort "Impfzentrum" vermeidet der DRK-Sprecher. "Es wird Winterquartiere geben, an denen die Impfteams fest verankert sein sollen." Zudem seien an diesen Standorten feste Öffnungszeiten geplant.
Wann machen diese Winterquartiere auf? "Das entwickelt sich alles im Moment sehr dynamisch", erklärt Kranich. Man sei derzeit mit den Landkreisen, der Regierung und den Ärzteverbänden im Gespräch. Weit gediehen seien Logistik und Planung aber im Vogtland und in Dresden, wo auf dem Messegelände ein vergleichbar großer Standort wie das frühere Impfzentrum geschaffen werden soll.
Kranich sagt: "Punktuell werden wir sicherlich in zwei Wochen auf jeden Fall einen Aufwuchs an Kapazität sehen." Einen gleichzeitigen Aufbau von Standorten werde es nicht geben. "Es ist einfach das nacheinander zu machen. Zudem müssen teilweise in Landkreisen erst geeignete Orte gefunden werden." Liegenschaften wie zum Beispiel die Veranstaltungsarena in Riesa seien nicht mehr frei.
Und wird der Aufbau der zusätzlichen Impfstellen und die Aufstockung der mobilen Teams die Impflücke schließen? "Wir gehen davon aus, dass wir nach Abschluss des Aufbaus etwa 60.000 Impfungen pro Woche leisten können." Zusammen mit den Kapazitäten niedergelassener Ärzte würde das, so Kranichs Hoffnung, den Bedarf decken können.
Außerdem werden in dieser Podcastfolge diese Fragen beantwortet:
- Booster oder Neu-Impfungen: An wen richtet sich das entstehende Impfangebot?
- Kommt das Buchungsportal für die Terminvereinbarung zurück?
- Wie ist das Verhältnis zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und dem DRK?
Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.