Zukunft Denken – Podcast-Logo

Kultur & GesellschaftBildungWissenschaft & Technik

Zukunft Denken – Podcast

Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Jetzt anhören
  • im Online-Player
  • im phonostar-Player
  • Was ist das?
    Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X

Folgen von Zukunft Denken – Podcast

112 Folgen
  • Folge vom 14.07.2021
    044 – Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp Blom
    Auf diese Episode habe ich mich lange gefreut: Ich spreche mit dem Historiker, Philosophen, Autor und Generalisten Philipp Blom über Fortschritt und die Reflexion des Fortschrittsbegriffes in der Geschichte. Ich beginne das Gespräch mit einer persönlichen Frage zur Bedeutung von Geschichte für das Verständnis aktueller Probleme und der Suche nach einer lebenswerten Zukunft. Sehen wir aktuell das »Auftauchen alter Probleme in neuem Gewand?« oder ist Gegenwart und Zukunft doch etwas völlig anderes? Wie so oft dürfte die Wahrheit in der Mitte liegen: zahlreiche Muster scheinen sich zu wiederholen und moderne Konflikte sind häufig ohne die geschichtliche Perspektive nicht zu begreifen und dann gibt es doch Brüche: »Die Möglichkeit unserer Auslöschung ist etwas Neues – die realistische Möglichkeit, dass sich der Mensch selbst abschafft ist etwas Neues.« Dies wurde uns als Menschheit das erste Mal mit der Erfindung der Atombombe bewusst, wiederholt sich aber in den letzten Jahrzehnten mit den Folgen neuer Technologien, etwa bei Klimawandel oder synthetischer Biologie. Waren die Menschen früher ebenso töricht wie heute, hatten aber nicht die notwendigen technischen Möglichkeiten um die ganze Welt und sich selbst mit der Welt zu zerstören? Philipp Blom gehört aus meiner Sicht zu den wichtigen Generalisten der Zeit, weil er sich nicht auf eine enge Betrachtung von Geschichte beschränkt, sondern das intellektuelle Risiko eingeht sie im Wechselspiel mit Technik, Gesellschaft und Natur zu beschreiben. Besonders auch der Aspekt der Natur wird im Gespräch immer wieder vorkommen: »Im Westen haben wir Geschichte ohne die Natur geschrieben.« Wir diskutieren über die nur langsam reifende Erkenntnis systemischen Denkens, eine Erkenntnis, die so langsam reift, dass die Auto-Korrektur meines aktuellen Computers den Begriff »systemisch« ständig in »systematisch« korrigieren will. Dieses Verständnis, dass »alles mit allem« in komplexer Weise verbunden ist, geht im europäischen Denken sehr stark auf Alexander von Humboldt, einem Universalgelehrten des frühen 19. Jahrhunderts, zurück. Dem gegenüber steht ein für die christlichen Tradition wirkmächtiger Satz in der Bibel: »Macht euch die Erde untertan«. Ist dies ein Rückschritt im Vergleich zur mythologischen Welt der Griechen? Die Vielzahl an Göttern konnte man als Metaphern für verschiedene Aspekte der Natur begreifen — man steht in Wechselwirkung mit der Natur und ist abhängig von ihr? Diese Abwendung von der Interaktion mit der Natur als Ergebnis technischer Naturbeherrschung – Erhöhung über die Natur, wie in der Bibel dargestellt — kommt in der Neuzeit zu einem Höhepunkt und es dauert auch nach Humboldt noch lange, bis sich dieses Verständnis langsam zu ändern beginnt. Ist Fortschritt somit historisch ein Fortschritt Mancher zu Lasten Anderer? Ist Fortschritt notwendig mit der Unterwerfung der Natur verbunden? Beginnt sich diese Logik heute umzukehren? Der Begriff des »Fortschritts« findet zum ersten Mal in der Neuzeit breite Verwendung — eine Zeit, in der unter anderem die jungen Naturwissenschaften und die darauf bauende Industrialisierung zeigen: man kann eine neue Welt gestalten, eine Zukunft schaffen. »Dass man tatsächlich eine neue Welt konstruieren kann, und nicht nur auf sie warten muss bis der Herr beschließt, jetzt ist der richtige Moment.« Der Stein scheint ins Rollen gebracht. Die industrielle Revolution treibt die Idee des Fortschrittes voran. Das spiegelt sich dann auch tatsächlich in der Realität der Menschen wieder: Leben in Städten mit steigender Wohlstand, mehr Dynamik, Erfindungen, Neuigkeiten, aber auch ausufernder Glaube an positive Veränderungen »Wir werden Armut und Kriege ausrotten.« Spätestens mit dem 20. Jahrhundert beginnt dieser Glaube aber auch Risse zu bekommen. Am Beispiel des Begriffes der Neurastenie sprechen wir über Verwerfungen in der Gesellschaft — die Geschwindigkeit wirft uns um, und führt zu einem »Zauberlehrlings-Moment«: »Und sie laufen! Naß und nässer wirds im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör mich rufen! –  Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.«  Mit dem Unterschied, dass uns kein »Meister« zu Hilfe eilen wird um den Schlamassel, den wir angerichtet haben, aufzuräumen. Wir sprechen auch über Szientismus, in dessen Folge etwa Eugenik zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer weit akzeptierten und progressiven Agenda wird. Spätestens mit dem Erste  Weltkrieg zeigt der Fortschritt seine schreckliche Seite. Wir leben in der Ambivalenz der Maschine, die dem Menschen helfen, ihn aber auch immer leichter töten kann: »Der Fortschrittsgedanke kippt mit dem ersten Weltkrieg. […]  Die Soldaten merken, dass sie den Wettlauf gegen die Maschine verloren haben.« Wir verwenden heute den Begriff der Eugenik nicht mehr gerne, aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis genetische modifizierte Menschen auf die Welt kommen. Stecken wir immer häufiger in ethischen Dilemmata und Zugzwängen fest?  Wir haben seit der Neuzeit auch immer weniger gesicherte Identitäten — mit allen Vor- und Nachteilen: einerseits erleben wir reale individuelle Freiheit, andererseits wird diese Freiheit auch zur Zumutung. Wir sprechen weiter über die Ästhetik des Fortschrittes — wie reflektiert Kunst und Propaganda den Fortschrittsgedanken — und damit verbunden die Frage, ob Technik ein Mittel der Demokratisierung oder der sozialen Trennung ist. »Wir leben in einer besonderen historische Phase, in der die Freiheit selbst Zwänge hervorruft. Die Freiheit des Könnens erzeugt sogar mehr Zwänge als das disziplinarische Sollen, das Gebote und Verbote ausspricht. Das Soll hat eine Grenze. Das Kann hat dagegen keine.«, Byung-Chul Han Woher kommt mit zunehmender Technisierung und individueller Freiheit nach der Aufklärung die Struktur, die wir als Menschen brauchen? Wie lässt sich das Dilemma an der aktuellen Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen diskutieren? Letztlich stellt sich die Frage: wie frei sind wir wirklich? Lässt sich Erkenntnis aufhalten, oder sind wir letztlich vom Technium getrieben? »It is almost as if life has an imperative. It wants to materialize certain patterns.«, und »We are at a second tipping point where the technium's ability to alter us exceeds our ability to alter the technium.« Kevin Kelly Was können wir somit überhaupt noch über die Zukunft entscheiden? Über den Fluß der Technik? Haben wir die Hoffnung für eine bessere und lebenswerte Zukunft verloren und denken nur noch in Retropien? Andererseits: kein Mensch der Macht hatte, kannte zu seiner Zeit den Namen von Baruch Spinoza, und dennoch hat er sich als äußerst wirkmächtig herausgestellt. Die Rolle von sozialen Bewegungen in der Entscheidung, wohin unsere Welt sich bewegt ist kaum vorherzusagen.  Manchmal scheint magisches, kontrafaktische Denken auch das einzige zu sein, das uns als Menschheit wachsen lässt. »Wir wissen noch nicht vor was wir gelebt haben werden.« Referenzen Philipp Blom Webseite von Philipp Blom Philipp Blom, Die Welt aus den Angeln (2017) Philipp Blom, Was auf dem Spiel steht, Hanser (2017) Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent, 1900-1914 (2011) Philipp Blom, Die zerrissenen Jahre, 1918-1938, dtv (2016) Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent: Europa 1900–1914 (2011) Philipp Blom, Böse Philosophen (2013) Andere Episoden Episode 4 und Episode 5: Was will Technologie? Episode 12: Wie wir die Zukunft entdeckt und wieder verloren haben Episode 15: Innovation oder Fortschritt? Episode 16: Innovation und Fortschritt oder Stagnation? Episode 21: Der Begriff der Natur — oder: Leben im Anthropozän Episode 29: Fakten oder Geschichten? Wie gestalten wir die Zukunft? Episode 37: Probleme und Lösungen Episode 41: Intellektuelle Bescheidenheit: Was wir von Bertrand Russel und der Eugenik lernen können Fachliche Referenzen Andrea Wulf, Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, C. Bertelsmann (2016) Byung Chul Han, Psychopolitik, S. Fischer (2014) Kevin Kelly, What Technology Wants, Penguin (2011) Kevin Kelly, Inevitable, Penguin (2016) Zygmunt Bauman, Retrotopia, Suhrkamp (2017) Achim Landwehr, Geburt der Gegenwart: Eine Geschichte der Zeit im 17. Jahrhundert, S. Fischer (2014) Johann Wolfgang von Goethe, Der Zauberlehrling Walt Disneys Interpretation des Zauberlehrlings aus Fantasia
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 21.06.2021
    043 – Deep Fakes: Wer bist du, und – was passiert da eigentlich?
    Wollte man den Titel dieser Episode etwas gelehrter ausdrücken könnte man vielleicht sagen: Das Fenster der vermittelten Authentizität, das das 20. Jahrhundert geprägt hat, schließt sich gerade. Und es schließt sich in bemerkenswertem Tempo. Bitte die Referenzen unten ansehen: dort finden sich alle in der Episode genannten Bilder. Vor Ende des 19. Jahrhunderts gab es keine Mittel technischer Reproduktion der »Wirklichkeit«, also weder Photographie, noch Film noch Tonaufnahmen. Diese analogen Reproduktionstechniken haben einen interessanten »Sweetspot«: sie sind schnell, billig und effektiv genug um die Welt mit Abbildungen von Ereignissen über weite Strecken zu versorgen, aber unflexibel genug, dass Manipulation und Fälschung verhältnismässig aufwändig sind. So haben wir im 20. Jahrhundert natürlich Fälschungen gesehen, aber diese waren im Vergleich zu den authentischen Medien vergleichsweise selten. Robert Capa, Death of a loylist soldier (Spanischer Bürgerkrieg) Im Augenblick entstehen technische aber extrem einfach zugängliche technische Mittel (Software, Smartphones), die glaubwürdige Manipulationen oder Fabrikationen beliebiger Medien für Jedermann ermöglichen – auch Deep Fakes genannt. In dieser Episode bespreche ich den geschichtlichen Hintergrund der technischen Innovationen, wie wesentliche Information vor dem 20. Jahrhundert vermittelt wurde – auch am Beispiel der Schlachtenmalerei – und wo wir uns heute hinbewegen. Ich zeige, wie analoge Medien gefälscht wurden, warum dies aber nur ein vergleichsweise kleines Problem war. Dann diskutiere ich, was Deep Fakes eigentlich manipulieren und was Authentizität in der vermittelten Abbildung der Welt für uns bedeutet? Wie werden wir (bald) damit umgehen, wenn jeder 14 Jährige auf der ganzen Welt: eine Podcast-Episode erstellen kann, in der vermeintlich Joe Rogan mit Donald Trump oder Barack Obama spricht; ein YouTube Video, wo ein bekannter Journalist die Bundeskanzlerin interviewt; einen Film, in dem Tom Cruise mit Marilyn Monroe gemeinsam auf dem Motorrad fährt; oder ein unappetitliches Video anfertigt und online stellt oder über Plattformen teilt, dass eine Klassenkameradin in einer pornographischen Situation zeigt? All diese Medien werden kaum oder gar nicht von echten Aufnahmen unterscheidbar sein und all diese Medien werden, wie gesagt, mit äußerst geringen Sachkenntnissen und ubiquitär verfügbaren Computern hergestellt werden können. Können wir diese Entwicklung noch verhindern? Die Effekte eingrenzen? Können wir das Vertrauen in vermittelte Realität wieder zurückgewinnen, sollte es einmal durch einen Tsunami an solchen Deep Fakes zerstört worden sein? Referenzen Andere Episoden Episode 4 und Episode 5: Was will Technologie? Episode 30: (Techno-)Optimismus – ein Gespräch mit Tim Pritlove Episode 40: Software Nachhaltigkeit, ein Gespräch mit Philipp Reisinger Episode 15: Innovation oder Fortschritt? Fachliche Referenzen (an)sichten Blog: The Closing Window auf Mediated Authenticity Stalin und Photo-Manipulationen Die sowjetische Flagge am Berliner Reichstag 1945 Robert Capa, der fallende Soldat: Philipp Blom, Der taumelnde Kontinent, dtv (2011) Bobby Chesney, Danielle Citron, Deep Fakes: A Looming Challenge for Privacy, Democracy, and National Security (2019) Pedro J. Colombo, Der Photograph von Mauthausen, Tahoe books (2021) Zu Deep Fakes: keine konkrete Referenz, weil sich hier alles so schnell bewegt. Eine Internet Suche zum Stichwort »Deep Fake« bringt zahlreiche Beispiele (Obama, Trump, Fake Porn, Joe Rogan) The Guardian, European MPs targeted by Deep Fake Video Calls Imitating Russian Opposition (2021)
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 27.05.2021
    042 – Gesellschaftliche Verwundbarkeit, ein Blick hinter die Kulissen: Gespräch mit Herbert Saurugg
    In dieser Episode diskutiere ich unsere gesellschaftliche Verwundbarkeit mit Herbert Saurugg. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen, im Besonderen auch auf unser europäisches Stromversorgungssystem und die Gefahren eines Blackouts. Herbert Saurugg ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge und ist internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte, Autor zahlreicher Fachpublikationen sowie gefragter Keynote-Speaker und Interviewpartner zum Thema »ein europaweiter Strom-, Infrastruktur- sowie Versorgungsausfall«. Er beschäftigt sich seit 10 Jahren mit der steigenden Komplexität und Fragilität lebenswichtiger Infrastrukturen sowie mit den möglichen Lösungsansätzen, wie die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wieder robuster und antifragil gestaltet werden kann.  In dieser Episode frage ich, was Katastrophenschutz im 21. Jahrhundert ausmacht, welche Rolle die immer stärkere Vernetzung aller technischer und gesellschaftlicher Systeme in diesem Zusammenhang spielen. Denn Strom, Internet, Kommunikation, Lieferketten und wieder Stromversorgung stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Können wir etwa die IT-Systeme nach einem kompletten (ungeplanten) Shutdown überhaupt wieder hochfahren? Wer hat diese Erfahrung im großen Maßstab? Was verstehen wir in diesem Kontext unter Resilienz und Robustheit sowie Antifragilität?  Warum ist Antizipation und rechtzeitiges, regelmäßiges Lernen wichtig (lernen und verhindern von Ausfällen, aber ebenso die Vorbereitung auf die Bewältigung eines Ausfalls wesentlicher technischer Infrastruktur)? Wir fürchten uns heute oft vor Volatilität, aber in der Praxis ist Volatilität gerade nicht das Problem, wir stecken häufig im Verlässlichkeits- / Sicherheitsparadox fest und haben immer mehr Rückfallebenen abgebaut: Effizienz steht vor Resilienz: »Most modern efficiencies are deferred punishment.«, Nassim Taleb Eine – etwa bei der Energiewende – selten diskutierte Frage von großer Bedeutung ist: Wie lange dauert es, bis wir als Gesellschaft eine Großtechnologie im Griff haben? Nur weil wir uns eine Groß-Infrastruktur vorstellen können und die einzelnen Teile kennen, bedeutet dies noch lange nicht, dass wir sie auch als komplexes System begreifen. Im Zuge der Energiewende hin zu »erneuerbaren« Energien verlieren wir gerade große Teile an »Momentanreserven«. Warum sind diese aber zentral für die Netzstabilität? Dass die Gefahr eines europaweiten Strom-Blackouts nicht nur theoretisch ist, hat ein Vorfall im Jänner 2021 gezeigt: was ist mit dem europäischen Stromnetz passiert, wie kann es sein, dass wir knapp vor einem Blackout gestanden sind, und die Medien über dieses extrem wichtige Ereignis fast nicht berichtet haben? Warum war das die schwerste Störung seit Jahrzehnten und was sind die Folgen für die Zukunft? Herbert Saurugg erklärt, was ein (europaweites) Blackout bedeuten könnte: wie kann es dazu kommen, was wären die Folgen für verschiedene gesellschaftliche Systeme? Wie lange würde es dauern, bis wir einen »Normalzustand« wieder hergestellt hätten? »Spätestens am Ende der ersten Woche wäre eine Katastrophe zu erwarten, d. h. die gesundheitliche Schädigung bzw. der Tod sehr vieler Menschen sowie eine mit lokal bzw. regional verfügbaren Mitteln und personellen Kapazitäten nicht mehr zu bewältigende Problemlage.«, TAB-Studie Was sind weitere Hintergründe und Zusammenhänge in der europäischen Stromversorgung, die zu einem Blackout führen können: Privatisierung, Erzeugung, Verbrauch, Stromhandel? Welche Rolle spielt die »Energiewende« in der zunehmenden Fragilität unserer Netze und warum spielen Stromspeicher eine fundamentale Rolle in einem robusten Netz? Welche Leistung bringen Solar- oder Windanlagen in der Praxis tatsächlich und was stimmt hier häufig bei der Kommunikation nicht? Haben wir es gerade mit einer Energiewende oder eher einer Realitätsverweigerung, mit einer Technik- oder Kulturwende zu tun? Was sollten wir individuell, als Gesellschaft und politisch unternehmen um eine ernstzunehmende Energiewende hinzubekommen, welche Vorbereitungsmaßnahmen sollte jeder von uns in den Alltag integrieren? Können wir von der Natur lernen, gemeinschaftliche Unterstrukturen, funktionale Einheiten, Energiezellensystem schaffen um Störungen nicht großflächig ausbrechen zu lassen?  Und nicht zuletzt spricht Herbert Saurugg eine Idee an, die in einer Technik-verliebten Welt vergessen ist: manchmal kann man Systeme durch Entfernen von Technik verbessern! Mehr ist nicht in allen Fällen besser! Referenzen Herbert Saurugg Fachblog: www.saurugg.net Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge https://www.saurugg.net/blackout Leitfäden und Hilfestellungen für die Eigenvorsorge und Selbsthilfe Email office@saurugg.net Twitter: @herbertsaurugg  LinkedIn: Herbert Saurugg Andere Episoden Episode 10: Komplizierte Komplexität Episode 17: Kooperation Episode 23: Frozen Accidents Episode 25: Entscheiden unter Unsicherheit Episode 27: Wicked Problems Episode 36: Energiewende und Kernkraft, ein Gespräch mit Anna Veronika Wendland Episode 40: Software Nachhaltigkeit, ein Gespräch mit Philipp Reisinger Fachliche Referenzen Die Grenzen des Wachstums, Bericht an den Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972) Die Grenzen des Denkens (2010) Die neuen Grenzen des Wachstums (1993) Bericht Bundesrechnungshof „Umsetzung der Energiewende im Hinblick auf die Versorgungssicherheit“ (2021) TAB-Studie: „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften durch Stromausfall“ (2011) Großstörung am 08. Jänner 2021 Europa auf dem Weg in die Katastrophe (2021) Nassim Taleb, Antifragilität – Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (2013) Resilienz „Weniger ist mehr“ fällt schwer, ORF (2021)  
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X
  • Folge vom 06.05.2021
    041 – Intellektuelle Bescheidenheit: Was wir von Bertrand Russel und der Eugenik lernen können
    Die Idee zu dieser Episode ist mir gekommen, als mir ein altes Buch von Bertrand Russell in die Hände gefallen ist: Marriage and Morals. Ein heute (wie sich herausstellen wird zum Glück) recht unbekanntes Werk von ihm. Bertrand Russell war ein Philosoph, Logiker und public intellectual, den ich sehr schätze. Er ist 1872 geboren und 1970 gestorben, war einer der führenden Wissenschafter, Philosophen und Intellektuellen seiner Zeit. Ein Mensch, der in seinen Handlungen über seine Lebenszeit offensichtlich versucht hat die Gesellschaft in eine positive Richtung weiterzuentwickeln. Er befürwortete früh im 20. Jahrhundert das Frauenwahlrecht, wurde zweimal für seine Friedensbemühungen inhaftiert, war Atheist und unterstützte linke Ideen, obwohl er selbst einem alten Adelsgeschlecht entstammte.  Viele seiner Bücher sind bis heute – aus gutem Grund – gerne gelesen. So ist die Auseinandersetzung  (für mich) mit Marriage and Morals alles andere als einfach. In dieser Episode beschränkte ich mich auf ein Kapitel aus diesem Buch, das sich mit Eugenik beschäftigt. Unter Eugenik versteht man im weiten Sinne die Anwendung technischer oder politische Mittel oder Maßnahmen, mit dem Ziel, die Anteil vermeintlich positiver Erbanlagen in der Bevölkerung zu verbessern. Im Deutschen ist ein Begriff der NS-Zeit, die sogenannte Rassenhygiene, sehr eng damit verwandt. Russell äußert in diesem Kapitel Ansichten, die – wie in der Episode diskutiert wird – mit einem heutigen Blick auf die Welt in keiner Weise mehr vereinbar sind. Gerade darum war diese Auseinandersetzung für mich so lehrreich: Wie kann es sein, dass einer der führenden Intellektuellen seiner Zeit auf solche gedanklichen Abwege kommt? Was bedeutet dies über die Dinge die ich oder andere Menschen in der heutigen Zeit vertreten?  Russel war nicht der erste und wird nicht der letzte Intellektuelle bleiben, der sich in einem Thema verirrt. So schreibt etwa Karl Popper über Platon: »Er war ein großer Philosoph. Er hat die Philosophie begründet und hat viele großartige Ideen gehabt. Aber ich habe versucht zu zeigen, daß ein großer Philosoph auch sehr schlimme Dinge vertreten kann. In einer Zeit, die eine Aufklärungszeit war, in der andere Denker gegen die Sklaverei waren, schrieb Platon wie ein arroganter Sklavenhalter und trat für die Sklaverei ein.« Zunächst versuche ich in dieser Episode einen Schritt zurück zu machen und den Kontext der Zeit, das Verständnis von Eugenik kurz darzustellen. Menschen sind immer auch Kinder ihrer Zeit – welche Rolle spielt das in ihrem Denken? Dann kehren wir zu Russel und auch in die heutige Zeit zurück: Wie sollen wir Menschen der Vergangenheit beurteilen? Menschen, mit denen wir heute (intellektuelle oder politische) Konflikte haben? Dürfen wir Menschen verurteilen, die sich »Ausrutscher« erlaubt haben? Unter welchen Umständen? »Wer Eindeutigkeit erstrebt, wird darauf beharren, dass es stets nur eine einzige Wahrheit geben kann und dass diese Wahrheit auch eindeutig erkennbar ist.«, Thomas Bauer Ich denke, dass wir wesentlich mehr intellektuelle Bescheidenheit fordern müssen, sowohl in dem was wir behaupten, aber auch in dem was wir kritisieren. Dies ist eine für mich schwierig zu verdauende Folge. Ich hoffe, es ist mir gelungen diesen Themenbereich angemessen zu diskutieren. Ich freue mich daher gerade bei dieser Episode ganz besonders auf Feedback und Kritik. »Wir dürfen nie vorgeben zu wissen, und dürfen nie große Worte gebrauchen«, Karl Popper Referenzen Bertrand Russel Bertrand Russell: Biographie in der Encyclopedia Britannica Bertrand Russell in der Stanford Encyclopedia of Philosophy Das Russell-Einstein Manifest Bücher von Bertrand Russel Eroberung des Glücks: Neue Wege zu einer besseren Lebensgestaltung Lob des Müßiggangs Warum ich kein Christ bin Philosophie des Abendlandes Marriage and Morals, H. Liverlight (1929) fachliche Referenzen Philipp Blom, Die zerrissenen Jahre, dtv (2016) Richard David Precht, Sei du selbst, Goldmann (2019) Karl Popper, Ich weiß, dass ich nichts weiß, und kaum das, Ullstein Karl Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper (2009) Thomas Bauer, Vereindeutigung der Welt, Reclam (2018)
    Jetzt anhören
    • im Online-Player
    • im phonostar-Player
    • Was ist das?
      Radio hören mit phonostar Help layer phonostarplayer Um Radio anzuhören, stehen dir bei phonostar zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder hörst du mit dem Online-Player direkt in deinem Browser, oder du nutzt den phonostar-Player. Der phonostar-Player ist eine kostenlose Software für PC und Mac, mit der du Radio unabhängig von deinem Browser finden, hören und sogar aufnehmen kannst. ›››› phonostar-Player gratis herunterladen X