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Zukunft Denken – Podcast

Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

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Folgen von Zukunft Denken – Podcast

112 Folgen
  • Folge vom 09.05.2020
    024 – Hangover: Was wir vom Internet erwartet und was wir bekommen haben – Gespräch mit Peter Purgathofer
    In der heutigen Episode spreche ich mit Prof. Peter Purgathofer über das Internet. Genauer gesagt über die letzten 25 Jahre: Wie haben wir in den 1990er Jahren das »Internet« (also die neuen technischen Möglichkeiten aber auch den stetig wachsenden Services) gesehen? Welche Umbrüche und Verbesserungen für Gesellschaft und Wirtschaft haben wir uns erwartet, was waren die Visionen, in welchen bunten Farben habe jedenfalls ich mir damals die neue (digitale) Zukunft ausgemalt. Als historische Referenz dieser Vision ein Vergleich zum 19. Jahrhundert und dem Unternehmen Cyrus Field, der das erste Transatlantik-Kabel (1861) gelegt hat: »Its value can hardly be estimated to the commerce, and even to the peace, of the world.« Information sollte für jeden Menschen auf der Welt leicht zugänglich sein, die Schranken für den Austausch und die damit verbundenen Gatekeeper minimiert. Demokratisierung vieler gesellschaftlicher Systeme, neue Formen von Journalismus, Medien, Schule, Lehre und Forschung, waren die Ansprüche; aber auch: Durchbrechen der bestehenden Monopole in den Medien, der Telekommunikation und Unterhaltungsindustrie, um nur einige Aspekte zu nennen. Was haben wir aus heutiger Sicht bekommen?  In Zeiten einer Corona-Krise erkennen wir einerseits, dass digitale Technologien uns Möglichkeiten geschaffen haben, die noch vor kurzem nicht denkbar gewesen wären, die eine solche Krise noch wesentlich schwieriger bewältigen ließen. Wir müssen andererseits aber auch feststellen, dass wir an vielen Ecken aus unserer Sicht die falsche Abzweigungen genommen haben, die etwa zu fragwürdigen Geschäftsmodellen geführt haben: Eine Art von Monopol wurde durch neue Monopole abgelöst: Überwachungs- und Ausbeutungskapitalismus und persönliches Targeting und Manipulation kann man als Folge nennen. Auch für Kunst, Kultur und Demokratie sieht es daher bei weitem nicht alles so rosig aus, wie wir uns das erhofft hatten. Das hat natürlich auch ökonomische Gründe: »Eine solidarische Gesellschaft ist eine, mit der man weniger Geld machen kann als eine individualistische Gesellschaft, wo jeder für sich selber verantwortlich ist. «, Peter Purgathofer Wo stehen wir heute und was sind wesentliche Richtungsentscheidungen vor denen wir heute stehen um das Boot wieder in eine bessere Richtung zu steuern? Die Möglichkeiten der neuen Technologie für die gesellschaftliche Zukunft sind nach wie vor enorm, leider auch die Risiken. »We need a time-out from all this frantic digital innovation to reflect on what we think we’ve been doing.« ?, James Howard Kunstler Anmerkungen zum Beginn des Gespräches Peter erwähnt zwei Personen zu Beginn des Gespräches, wo uns die Referenzen nicht greifbar waren; es handelt sich um: (1) Das Manifest von John Perry Barlow, A Declaration of the Independence of Cyberspace (1996), ein Zitat daraus: »Governments of the Industrial World, you weary giants of flesh and steel, I come from Cyberspace, the new home of Mind. On behalf of the future, I ask you of the past to leave us alone. You are not welcome among us. You have no sovereignty where we gather.« (2) Vinton Gray (»Vint«) Cerf (Zentrale versus verteilte Netzwerksteuerung) ist einer der TCP/IP-Ingenieur und gilt einer der »Begründer« des Internets. In der BBC-Dokumentation The Virtual Revolution (Folge 2) hat er 2010 folgendes gesagt: »it became more and more apparent that the internet's style of operation was the antithesis of what most countries had been accustomed to. in fact in the early days telephony and telegraphy there was only one network and it was often managed by and operated by the government, giving it substantial control. So I rather liked the idea, that the internet didn't have that let me call it deficiency and therefore opened a platform up. it's probably the most democratic opportunity for people to express themselves and to get information that has ever existed.« Referenzen Peter Purgathofer ist Forscher und Universitätslehrer an der Forschungsgruppe Human Computer Interaction an der TU Wien sowie Koordinator des Masterstudiums Media and Human-Centered Computing. Homepage von Peter Purgathofer Twitter: @peterpur Frühere Episoden Episode #019: Offene Systeme Teil 1 Episode #020: Offene Systeme Teil 2: Gespräch mit Christoph Derndorfer und Lukas Lang Episode #015: Innovation oder Fortschritt? Weitere Referenzen John Perry Barlow, A Declaration of the Independence of Cyberspace (1996) BBC Doku über Vint Cerf Laura Spinney, Inequality doesn't just make pandemics worse – it could cause them, The Guardian (2020) Laura Spinney, Pale Rider, The Spanish Flu of 1918 and How it Changed the World (2018) James Howard Kunstler, Living in The Long Emergency (2020) Harald Welzer und Richard David Precht in den Sternstunden Philosophie: Precht über den Fortschritt der Gesellschaft durch Verlangsamung von Prozessen Corona App: Wie gute Absicht den Weg zu einer autoritären Gesellschaft öffnet Yuval Noah Harari, The World after Corona Virus, Finincial Times (2020)
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  • Folge vom 17.04.2020
    023 – Frozen Accidents
    Die Idee dieses Podcasts ist es nicht, Themen zu behandeln, die eine besonderen Bezug zu aktuellen Ereignissen haben, sondern Themen, die von grundsätzlicher Bedeutung sind und eine wesentliche Rolle für unsere Zukunft spielen. Daher gibt es auch keine Covid-19 Episode. Allerdings wurden und werden in diesem Podcast Themen besprochen, die für die Corona-Krise von zentraler Bedeutung sind. In der Vergangenheit waren das etwa folgende Episoden: Episode 6: Messen was messbar ist, über Daten und rationale Entscheidungen. Episode 10: komplizierte Komplexität Episode 11: Ethik und Wissenschaft, warum es wichtig ist, ethische Entscheidungen nicht Wissenschafter zu überlassen. Episode 17: Kooperation oder Wettbewerb, gerade in der aktuellen Krise sehen wir, welche Rolle Kooperation spielt. Und diese Episode behandelt ein, eigentlich zwei Themen, die ebenso fundamental für die Zeit einer Krise und notwendiger Veränderungen in der Zukunft sind. Der erste Begriff ist Frozen Accidents, der auf Murray Gell-Mann und Francis Crick zurückgeht. »Now, most single accidents make very little difference to the future, but others may have widespread ramifications, many diverse consequences all traceable to one chance event that could have turned out differently. Those we call frozen accidents.«, Murray Gell-Mann In dieser Episode werde ich den Begriff zur Improvisation nutzen um einen zweiten, den der Status Dominanz einzuführen und zu erklären.  Wir sehen an zahlreichen Beispielen um uns herum, wie stark der Status Quo, teilweise von Frozen Accidents (mit)verursacht eine Anziehung entwickelt (durch Strukturen und Systeme), die wir kaum mehr in der Lage sind zu verändern. Auch unsere Risikoeinschätzung wird dadurch stark beeinflusst. Wer würde etwa heute eine Technologie einführen, die jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen das Leben kosten und eine Vielzahl davon schwer verletzt? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage für die Zukunft: was bedeutet dies für die dringen notwendigen und fundamentalen Veränderungen in unserer Gesellschaft? Referenzen Frozen Accidents: Why the Future Is So Unpredictable WHO, Why it can't handle the pandemic, The Guardian Das Paradox der vermiedenen Katastrophe, (an)sichten Frozen Accidents und Status Dominanz, (an)sichten Irakkrieg und Demokratie Donald Rumsfeld denies he thought democracy in Iraq was 'realistic' goal, The Guardian 'Wrong then, wrong now': US clash with Iran echoes march to Iraq war, The Guardian Kenneth Pollack, The Seven Deadly Sins of Failure in Iraq: A Retrospective Analysis of the Reconstruction
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  • Folge vom 02.04.2020
    022 – Biodiversität und komplexe Wechselwirkungen – Gespräch mit Prof. Franz Essl
    Wir stecken in einer globalen Biodiversitäts-Krise. Diese Tatsache scheint durch den Fokus auf das natürlich ebenfalls kritische Thema des Klimawandels etwas aus dem Blick zu geraten.  In dieser Episode führe ich ein Gespräch mit Prof. Franz Essl, Ökologe (und Biodiversitätsforscher) an der Universität Wien: Zunächst steht Biodiversität selbst im Zentrum des Gespräches: was versteht man darunter, wie hat sich dieser Begriff entwickelt. Aus der letzten Frage heraus ergibt sich ein zweites wesentliches Themenfeld: Biodiversität steht in komplexer Interaktion mit anderen globalen Phänomenen und Problemen wie der Klimakrise, Wissenschaft, Landnutzung, Landwirtschaft und vielen anderen. Damit kommen wir zu grundsätzlichere systemische Fragen in natürlichen Systemen und warum diese besondere und sehr schwierig handzuhabende Eigenschaften, wie z.B. Tipping Points und  zeigen. Am Ende diskutieren wir ethische Aspekte und im besonderen die Frage der Verantwortung von Wissenschaft und Wissenschaftern, beziehungsweise die Rolle jedes Einzelnen im Umgang mit derartig existentiellen Fragen unserer Zeit. Dieses Gespräch ist auch darum von großem Interesse für mich, weil es zahlreiche Anknüpfungspunkte zu Themen früherer Episoden gibt, die durch die Expertise von Prof. Essl erweitert und vertieft werden können. Dazu zählen: Episode 10: Der Begriff der Komplexität, Denken in Systemen, komplexe Ursachen und Wirkungszusammenhänge, Skaleneffekte Episode 3: Das Ozonloch als ein anderes prominentes Beispiel unerwarteter Konsequenzen, wenn wir in großem Ausmaß mit den globalen Systemen interagieren, aber auch eines, wo wir vergleichsweise schnell zu politischen und ökonomischen Handlungsoptionen gelangt sind. Episode 7, 8: Wird »alles« besser, wie manche Autoren heute behaupten, oder laufen wir in kaum mehr kontrollierbare existentielle Risiken? Episode 21: Nicht zuletzt möchte ich auf die unmittelbar vorherige Episode #21 hinweisen. In dieser Episode beschäftige ich mich mit der Frage des Naturbegriffes und der Rolle des Menschen in der Natur Referenzen Prof. Franz Essl, Univ. Wien Univ. Wien. Conservation Biology, Vegetation Ecology and Landscape Ecology Video: »Die Menschheit steht an einem Wendepunkt«, Medienportal der Univ. Wien, Video Biodiversitätsrat Österreich Frühere Episoden: Episode 3: Das Ozonloch, oder: unerwartete Konsequenzen Episode 7: Alles wird besser... oder nicht? Teil 1 Episode 8: Alles wird besser... oder nicht? Teil 2 Episode 10: Komplizierte Komplexität Episode 21: Der Begriff der Natur Weitere Referenzen Alexandra Occasio-Cortez asks former Exxon Scientists on climate change denial (YouTube Video)
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  • Folge vom 16.03.2020
    021 – Der Begriff der Natur – oder: Leben im Anthropozän
    Ich möchte mit dieser Episode anregen – vielleicht auch ein wenig provozierend – über Begriffe nachzudenken:  Natur Umwelt Umweltschutz Umwelt und Wirtschaft Anthropozän In welcher Form wir diese Begriffe interpretieren, stellt sich als fundamentale Weichenstellung heraus, wie wir mit unserer Zukunft umgehen. »Ich habe mich oft gefragt: 'Was sagte der letzte Bewohner der Osterinsel, der gerade dabei war, die letzte Palme zu fällen?' Schrie er wie moderne Holzfäller: 'Wir brauchen keine Bäume, sondern Arbeitsplätze!'? Oder sagte er: 'Die Technik wird unsere Probleme schon lösen, keine Angst, wir werden einen Ersatz für das Holz finden'? Oder vielleicht: 'Wir haben keinen Beweis, dass es nicht an anderen Stellen auf der Osterinsel noch Palmen gibt, wir brauchen mehr Forschung, der Vorschlag, das Abholzen zu verbieten, ist voreilig und reine Angstmacherei'?«, Jared Diamond Es macht auf sehr anschauliche Weise deutlich, wie sehr wir als Individuen auf die Probleme fokussiert sein können, die aus unserem Job, unserer Rolle in der Gesellschaft oder Wirtschaft entspringen. So fokussiert, dass wir völlig übersehen, dass wir durch den immer angestrengteren Versuch, unser Unternehmen, unsere Familie, unseren Staat aufrecht zu erhalten gerade die dafür notwendigen Fundamente zerstören.  In dieser Episode werden wir von Alexander von Humboldt hören: »Alles ist Wechselwirkung« und über das Verhältnis von Wirtschaft und Natur: »Naturmenschen und Menschen früher Zivilisationen lebten in der Vorstellung einer geradezu grenzenlosen Fläche. [...] Es gab immer einen anderen Platz, den man aufsuchen konnte, wenn die Dinge zu schwierig wurden; entweder weil die Umwelt oder die sozialen Strukturen im bisherigen Lebensraum zerstört wurden. […] Besonders Ökonomen sind größtenteils gescheitert mit den Konsequenzen dieses Übergangs von einer offenen zu einer geschlossenen Welt zurechtzukommen.«, Kenneth Boulding Was ist dieses – von Boulding, McLuhan und anderen eingeführte – »Spaceship Earth« (Raumschiff Erde), und wie kann es uns diese Idee weiterhelfen?   Die Erde photographiert von der Apollo 8 Mission (1968) Dann ist der Begriff der »Umwelt« an der Reihe. Macht dieser Begriff (und die traditionelle Umweltbewegung) heute überhaupt noch Sinn, oder verstellte er den Blick auf die Tatsache, dass wir in ein neues Erdzeitalter, das Anthropozän eingetreten sind und damit völlig neu über unser Verhältnis zur Welt nachzudenken haben? »Wir waren immer verrückt, aber wir hatten nicht die Fähigkeiten die Welt zu zerstören. Jetzt haben wir sie.«, Nassim Taleb Was wir angerichtet haben, fällt auf uns zurück. Niemand wird uns dabei helfen. »Die Natur ist nicht länger am Steuer des Planeten, wir sind es. Es liegt in unserer Hand, was passieren wird.«, Mark Lynas Was folgt aus dieser Aussage? Zunächst die Erkenntnis, dass ich in dieser Episode viele Türen öffne, viele Fragen aufwerfe und hoffe, zum Nachdenken und zur Diskussion anzuregen. In späteren Folgen, werde ich versuchen, verschiedene dieser Themen wieder aufzunehmen, auch in Gesprächen mit Gästen. Referenzen Jared Diamond, Kollaps, Warum Gesellschaften überleben oder untergehen, Fischer (2012) Andrea Wulf, Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, C. Bertelsmann (2016) Kenneth E. Boulding, The Economics of the Coming Spaceship Earth; In H. Jarrett (ed.) 1966. Environmental Quality in a Growing Economy, pp. 3-14. Baltimore, MD: Resources for the Future/Johns Hopkins University Press. US Botschafter Adlai Stevenson bei einer UN-Ansprache im Jahr 1965 {Chris C. Park, The Environment, Psychology Press (2001)} Buckminster Fuller, Operating Manual for Spaceship Earth Club of Rom 1972: Grenzen des Wachstums The Anthropocene is functionally and stratigraphically distinct from the Holocene, Colin N. Waters et al., 8. Jan 2016 Nassim Taleb, Skin in the Game, Penguin (2018) Klaus Kornwachs, Philosophie der Technik, C.H.Beck Wissen (2013) Lars Fischer, Geoengineering – haben wir überhaupt noch eine Wahl?, SciLogs (2010) Mark Lynas, The God Species: How Humand Really Can Save the Planet  
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